Anhänglichkeit und Trennungsstress: Wie du deinem Hund zu mehr Gelassenheit verhilfst

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts Hundestunde spricht Moderatorin und Hundetrainerin Conny Sporrer mit der Journalistin, Autorin und Podcasterin Bettina Rust („Hörbar Rust“, „Toast Hawaii“). Im Mittelpunkt steht Bettinas dreieinhalbjährige Hündin Yuki, die trotz ihres liebevollen Wesens eine große Herausforderung mitbringt: eine extreme Anhänglichkeit, die sich in starkem Trennungsstress äußert.

Die Episode analysiert die tiefgreifenden Ursachen von Yukis Verhalten und bietet konkrete Trainingsansätze. Sie ist besonders relevant für Hundehalter:innen, deren Hunde unter Trennungsangst leiden und die nach Wegen suchen, die Beziehung zu ihrem Hund neu zu gestalten, um sowohl dem Tier als auch sich selbst mehr Freiheit und Entspannung zu ermöglichen. Die zentrale Frage lautet: Wie kann man einem Hund, der seinen Menschen als Lebensmittelpunkt sieht, beibringen, auch ohne ihn sicher und ruhig zu sein?

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Ursache ist übersteigerte soziale Motivation: Conny Sporrer erklärt, dass Yukis Verhalten weniger eine klassische Verlustangst ist, sondern auf einer extrem hohen "sozialen Motivation" basiert - einem tief verankerten Bedürfnis, immer in der Nähe ihrer Bezugsperson zu sein und diese zu kontrollieren.
  • Training beginnt in der Wohnung: Der Schlüssel zur Lösung liegt nicht im Üben des Alleinbleibens selbst, sondern darin, die ständige Kontrollmöglichkeit und Anhänglichkeit innerhalb der Wohnung zu durchbrechen.
  • Physische Grenzen schaffen: Statt den Hund nur verbal auf seinen Platz zu schicken, ist es effektiver, ihn dort proaktiv und physisch zu begrenzen (z. B. durch Anleinen oder ein Welpengitter), damit er lernt, auch ohne ständige Überwachung zu entspannen.
  • Persönlichen Raum aktiv einfordern: Bettina Rust wird geraten, ihre persönliche Distanzzone („Individualdistanz“) klarer zu verteidigen und Yuki wegzuschicken, wenn sie zu aufdringlich wird, anstatt permanenten Körperkontakt zuzulassen.
  • Rituale beim Gehen und Kommen minimieren: Große Verabschiedungen und überschwängliche Begrüßungen verstärken den emotionalen Stress. Ein neutrales, beiläufiges Verhalten hilft dem Hund, die Situation als weniger dramatisch wahrzunehmen.
  • Neue Ängste gezielt gegenkonditionieren: Yukis plötzlicher Stress in Restaurants ist wahrscheinlich auf ein unbemerktes, negatives Erlebnis zurückzuführen. Hier hilft gezieltes Training, indem die Situation (z. B. das Café) mit etwas sehr Positivem (wie einem gefrorenen Futter-Kong) verknüpft wird.

Vorstellung von Yuki: Ein Hund mit extremem Bindungsbedürfnis

Bettina Rust beschreibt ihre dreieinhalbjährige Mischlingshündin Yuki als einen „zauberhaften, wunderbaren, lustigen Hund ohne Arg“. Yuki, eine Kreuzung mit einem Mini-Pudel-Vater, ist seit dem Welpenalter bei ihr. Bettina erzählt, wie Yuki sich vom ersten Moment an extrem eng an sie gebunden hat. Schon bei der Abholung von der Züchterin verhielt sich der Welpe ungewöhnlich ruhig und suchte sofort intensiv ihre Nähe, was bis heute anhält. Conny Sporrer ordnet dieses Verhalten als eine angeborene, sehr hohe „soziale Motivation“ ein. Yuki hat ein überdurchschnittlich starkes Bedürfnis nach sozialer Nähe, was die Grundlage für ihre Schwierigkeiten beim Alleinbleiben bildet.

Die Kernproblematik: Trennungsstress und Kontrollverhalten

Das Hauptproblem, das Bettina Rust schildert, ist Yukis Unfähigkeit, entspannt allein zu bleiben. Sobald Bettina die Wohnung verlässt, zeigt Yuki deutliche Stresssymptome: Sie verweigert selbst ihre liebsten Futterspielzeuge (Kongs), läuft nervös zwischen Tür und Fenster hin und her und bellt. Videoaufnahmen bestätigen, dass sie nicht zur Ruhe kommt. Für Bettina, die ihre persönliche Freiheit als sehr wichtigen Wert beschreibt, ist diese Situation eine große Einschränkung.

Conny Sporrer analysiert, dass es sich hier weniger um klassische Verlustangst handelt, sondern eher um einen Kontrollverlust. Ein entscheidender Hinweis dafür ist, dass Yuki auch dann nervös wird, wenn eine andere, ihr vertraute Person anwesend ist, aber Bettina den Raum verlässt. Es geht also primär um Bettinas Anwesenheit. Sporrer bezeichnet die Dynamik als eine Form der „Co-Abhängigkeit“, in der der Hund gelernt hat, seine Bezugsperson permanent zu überwachen.

Analyse des Alltags: Wie unbewusste Routinen das Problem verstärken

Im Gespräch wird deutlich, dass viele alltägliche Interaktionen das Problem unbewusst fördern. Yuki folgt Bettina auf Schritt und Tritt durch die Wohnung. Wenn Bettina sie auf ihren Platz schickt, bleibt Yuki zwar dort, aber in einer angespannten Lauerhaltung, bei der sie jede Bewegung von Bettina scannt. Sie entspannt sich nicht wirklich.

Conny Sporrer erklärt, dass selbst korrigierende Aufmerksamkeit - wie das wiederholte Schicken auf den Platz - für Yuki eine Form der Interaktion und Bestätigung ist. Der Hund lernt, dass sein Bedürfnis nach Nähe und Kontrolle immer eine Reaktion hervorruft. Das Ziel muss daher sein, diese ständige Verfügbarkeit und Interaktion zu durchbrechen, damit Yuki lernt, auch ohne Bettinas direktes Zutun zur Ruhe zu kommen.

Das zweite Problem: Plötzliche Angst in Restaurants

Neben dem Trennungsstress berichtet Bettina Rust von einem neueren Problem: Yuki, die früher problemlos in einer Tasche im Restaurant dabei war, zeigt plötzlich extreme Stressreaktionen wie Zittern und Hecheln. Dieses Verhalten tritt in unterschiedlichen Lokalitäten auf und scheint nicht an einen bestimmten Ort gebunden zu sein.

Conny Sporrers Vermutung ist, dass ein unbemerktes, traumatisches Ereignis diese Angst ausgelöst hat - beispielsweise ein lautes Geräusch, das Yuki erschreckt hat, während sie in der Tasche war. Diese negative Verknüpfung führt nun zu einer generalisierten Angst vor der Situation. Die Lösung liegt hier in einer gezielten Gegenkonditionierung, um die Tasche und den Restaurantbesuch wieder positiv zu besetzen.

Praktische Schritte für mehr Gelassenheit

Conny Sporrer gibt Bettina Rust einen klaren Fahrplan mit mehreren konkreten Trainingsansätzen, um die Beziehung zu Yuki neu zu strukturieren und den Trennungsstress abzubauen:

  1. Grenzen innerhalb der Wohnung schaffen: Anstatt Yuki nur verbal auf ihren Platz zu schicken, soll Bettina sie dort proaktiv für kurze Zeit physisch begrenzen, zum Beispiel durch Anleinen am Platz oder die Nutzung eines Welpengitters. Dies soll geschehen, bevor Yuki ihr hinterherläuft, damit es nicht als Strafe empfunden wird, sondern als eine normale Ruhephase.
  2. Ignorieren, während du anwesend bist: Bettina soll die „3-A-Regel“ (nicht anschauen, nicht anfassen, nicht ansprechen) anwenden, wenn sie zu Hause ist, aber beschäftigt. Yukis Anwesenheit darf nicht automatisch bedeuten, dass sie im Mittelpunkt steht.
  3. Persönlichen Raum aktiv einfordern: Wenn Yuki zu aufdringlich wird oder ständigen Körperkontakt sucht, soll Bettina sie freundlich, aber bestimmt wegschicken. Es geht darum, eine natürliche Individualdistanz zu etablieren, wie sie auch unter Hunden üblich ist.
  4. Abfahrts- und Ankunftsrituale neutral gestalten: Das Verlassen und Betreten der Wohnung sollte so unspektakulär wie möglich ablaufen. Keine langen Verabschiedungen und bei der Rückkehr erst dann eine ruhige Begrüßung, wenn Yuki sich vollständig beruhigt hat.
  5. Häufige und kurze Trennungen üben: Anstatt nur lange Abwesenheiten zu trainieren, soll Bettina viele sehr kurze Trennungen in den Alltag einbauen (z. B. den Müll rausbringen). So lernt Yuki, dass Bettinas Weggehen meist nur von kurzer Dauer ist und keine große Sache darstellt.
  6. Die Restaurant-Angst gegenkonditionieren: Um die negative Verknüpfung mit Restaurantbesuchen aufzulösen, soll Bettina Yuki vor dem nächsten Besuch nicht füttern und ihr stattdessen vor Ort eine besonders hochwertige Belohnung (z. B. einen gefrorenen Kong) geben. Dies schafft eine positive Erwartungshaltung.

🔗 Zugehörige Folge(n)

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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