Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser Episode des Podcasts HUNDESTUNDE teilt die Hundetrainerin Conny Sporrer ihre persönlichen Erfahrungen und praktischen Erkenntnisse von einer viertägigen Bikepacking-Tour mit ihrer Hündin Semmerl. Die Reise führte über 220 Kilometer auf dem Alpe-Adria-Radweg von Kärnten nach Grado in Italien. Ergänzt wird ihr detaillierter Bericht durch ein Expertengespräch mit der Tierärztin Dr. Iris Wagner-Storz, die wertvolle Tipps zur Zusammenstellung einer Reiseapotheke für Hunde gibt.
Die Episode richtet sich an alle Hundebesitzer:innen, die von gemeinsamen Abenteuern träumen und praktische, erprobte Ratschläge zur Vorbereitung, Ausrüstung und Durchführung einer mehrtägigen Fahrradtour mit Hund suchen. Das zentrale Thema ist, wie eine solche Reise zu einer sicheren und positiven Erfahrung wird, die die Beziehung zwischen Mensch und Hund stärkt.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Geduldige Gewöhnung ist entscheidend: Conny Sporrer betont, dass eine langsame und positive Gewöhnung des Hundes an den Fahrradanhänger unerlässlich ist. Statt den Hund zum Mitfahren zu zwingen („Augen zu und durch“), empfiehlt sie kurze, regelmäßige Trainingseinheiten im Alltag, um Unruhe und Fiepen zu reduzieren.
- Qualität bei der Ausrüstung zahlt sich aus: Ein hochwertiger, gut gefederter Fahrradanhänger (wie der Thule Bexey) ist für den Komfort des Hundes entscheidend und erleichtert die Gewöhnung erheblich. Ein E-Bike wird aufgrund des hohen Gesamtgewichts von Rad, Anhänger, Hund und Gepäck dringend empfohlen.
- Planung und Pausen sind das A und O: Eine gute Tourenplanung auf etablierten Radwegen schützt vor unliebsamen Überraschungen wie ungeeignetem Terrain. Großzügige und regelmäßige Pausen mit Wasser und Abkühlungsmöglichkeiten sind für das Wohlbefinden des Hundes essenziell.
- Das Mitlaufen des Hundes dosieren: Der Hund sollte nur kurze, an seine Kondition, die Temperatur und den Untergrund angepasste Strecken neben dem Rad laufen. Conny Sporrer weist zudem auf die rechtliche Lage in Österreich hin, die das Mitführen an der Leine auf öffentlichen Straßen verbietet.
- Die Reiseapotheke muss mit: Eine grundlegende Notfallausstattung ist unverzichtbar. Dr. Iris Wagner-Storz empfiehlt neben Desinfektionsmittel und Verbandsmaterial auch eine Zeckenzange, Polsterwatte für Pfotenverbände und eine Mullbinde für eine eventuelle Maulschlinge.
- Abenteuer stärkt die Bindung: Die gemeinsame Bewältigung von Herausforderungen auf einer solchen Tour schafft laut Conny Sporrer einzigartige Erinnerungen und schweißt das Mensch-Hund-Team enger zusammen.
Die Vision: Eine Bikepacking-Tour von Kärnten nach Italien
Conny Sporrer beschreibt ihre Motivation für die 220 Kilometer lange Radtour mit ihrer Hündin Semmerl als den Wunsch nach einem gemeinsamen Abenteuer und dem Verlassen der Komfortzone. Solche Erlebnisse, so erklärt sie, stärken die Mensch-Hund-Beziehung auf eine besondere Weise. Als Route wählte sie einen Abschnitt des Alpe-Adria-Radwegs (Ciclovia Alpe Adria), der von Villach in Kärnten nach Grado in Italien führt. Die Strecke verläuft größtenteils auf einer ehemaligen, asphaltierten Bahntrasse durch das landschaftlich reizvolle Kanaltal und ist überwiegend flach bzw. leicht bergab, was sie auch für weniger trainierte Radfahrer zugänglich macht.
Gewöhnung an den Fahrradanhänger: Geduld statt „Augen zu und durch“
Ein zentrales Thema der Episode ist die richtige Gewöhnung des Hundes an den Fahrradanhänger. Conny Sporrer berichtet von früheren Erfahrungen, bei denen ihre Hündin Semmerl während der Fahrt stark fiepte. Sie führt dies weniger auf Stress als auf eine Art „FOMO“ (Fear Of Missing Out) zurück – dem Gefühl, nicht aktiv dabei sein zu können. Ihre wichtigste Erkenntnis war, den Ansatz „einfach durchziehen“ zu verwerfen und stattdessen auf eine kleinschrittige und geduldige Gewöhnung zu setzen. In den Wochen vor der Tour unternahm sie viele kurze Fahrten von 15 bis 30 Minuten, um Semmerl an die Situation zu gewöhnen. Dieser Prozess hat sich als sehr erfolgreich erwiesen.
Für Hunde, die neu an einen Anhänger gewöhnt werden, empfiehlt sie, diesen zunächst ohne Räder im Wohnzimmer aufzustellen und als sicheren Liegeplatz oder Box zu etablieren. Eine clevere Idee aus der Community: Den Anhänger zeitweise als Transportbox im Auto nutzen, um den Hund an die Bewegungen zu gewöhnen.
Die richtige Ausrüstung für Mensch und Hund
Conny Sporrer gibt detaillierte Einblicke in ihre Ausrüstung. Sie nutzte ein E-Mountainbike, das sie mit einem Gepäckträger und einem Fahrradständer nachgerüstet hat. Das Gesamtgewicht aus E-Bike (ca. 20 kg), Anhänger (ca. 14 kg), Hund (ca. 14 kg) und Gepäck macht die elektrische Unterstützung ihrer Meinung nach fast unverzichtbar.
Bei der Wahl des Anhängers rät sie zu hochwertigen Modellen mit guter Federung und Polsterung, da diese den Komfort für den Hund massiv erhöhen. Sie selbst nutzte den Thule Bexey und hebt dessen einfachen Auf- und Abbau im Vergleich zu anderen Modellen wie dem Croozer hervor. Ein wichtiges Sicherheitsmerkmal ist die vorgeschriebene, hoch sichtbare Fahne am Anhänger. Für die kurzen Strecken, auf denen Semmerl nebenher lief, verwendete sie das Biker-Set von Trixi, das durch eine Feder Rucke abfedert.
Unterwegs auf dem Radweg: Etappen, Pausen und Herausforderungen
Die Tour war in vier Tagesetappen von jeweils 50 bis 65 Kilometern aufgeteilt. Conny Sporrer betont die Wichtigkeit, dem Hund ausreichend Pausen zu gönnen. Sie nutzte häufig Flüsse und Bäche entlang der Strecke zur Abkühlung. Wie viel ein Hund neben dem Fahrrad laufen sollte, ist laut Sporrer sehr individuell und hängt von Faktoren wie Temperatur, Bodenbeschaffenheit und der Tagesform des Hundes ab. Bei ihrer Tour lief Semmerl insgesamt nur wenige Kilometer pro Tag mit.
Eine wichtige Lektion lernte sie, als sie versuchte, mit Google Maps eine Abkürzung zu nehmen. Dies führte sie auf einen ungeeigneten Schotterweg, wo der Anhänger in einer engen Kurve umkippte. Semmerl blieb dank der robusten Konstruktion und der flexiblen Achse des Anhängers unverletzt. Die Erfahrung bestärkte sie darin, auf den offiziell ausgewiesenen Radrouten zu bleiben. Die Unterkünfte entlang der Strecke waren durchweg hundefreundlich und auf Radfahrer eingestellt, mit sicheren Abstellmöglichkeiten für Rad und Anhänger.
Die Reiseapotheke für den Hund: Ein Experten-Check mit Dr. Iris Wagner-Storz
Im Gespräch mit der Tierärztin Dr. Iris Wagner-Storz gleicht Conny Sporrer den Inhalt ihrer Reiseapotheke ab. Beide sind sich einig über die Grundausstattung:
- Wundversorgung: Desinfektionsspray, sterile Kompressen und eine selbsthaftende Binde.
- Zeckenschutz: Ein wirksamer Parasitenschutz (z. B. Halsband) ist vor allem im Ausland essenziell. Zusätzlich gehört ein Zeckenentferner (Haken oder Zange) ins Gepäck.
- Zusätzliche Empfehlungen von Dr. Wagner-Storz:
- Polsterwatte: Um bei Pfotenverletzungen die Zehenzwischenräume zu polstern und Druckstellen zu vermeiden.
- Pinzette oder kleines Taschenmesser: Zum Entfernen von Splittern oder Fremdkörpern.
- Mullbinde: Als improvisierte Maulschlinge, falls der Hund unter starken Schmerzen zubeißen könnte.
- Honigsalbe: Wirkt antibakteriell und wundheilungsfördernd.
- Sauerkraut (vakuumiert): Kann bei Verschlucken von scharfkantigen Fremdkörpern helfen, diese zu ummanteln und sicher auszuscheiden.
Dr. Wagner-Storz rät zur Vorsicht bei der Gabe von Medikamenten gegen Durchfall oder Schmerzen ohne tierärztliche Absprache, da die Ursachen vielfältig sein können. Wichtig sei auch, sich vorab über Tierärzte und Tierkliniken am Urlaubsort zu informieren.
Praktische Packliste für die Bikepacking-Tour mit Hund
- Dokumente & Identifikation: EU-Heimtierausweis mit gültiger Tollwutimpfung. Sicherstellen, dass der Hund gechippt und bei einer Organisation wie Tasso registriert ist.
- Futter & Wasser: Abgepacktes Trocken- oder Nassfutter für die geplanten Tage, leichte Kauartikel zur Beschäftigung, eine leichte Wasserflasche (z. B. PET-Flasche) und ein faltbarer Reisenapf.
- Ausrüstung für den Hund: Ein gut sitzendes Brustgeschirr, ein zusätzliches (wasserfestes) Halsband und eine robuste Leine (z. B. aus Biothane). Ein leichter Maulkorb für Orte mit Maulkorbpflicht (z. B. öffentliche Verkehrsmittel, Gondeln).
- Sicherheit & Komfort: Ein GPS-Tracker für den Notfall. Mindestens ein schnelltrocknendes Hundehandtuch.
- Reiseapotheke (siehe oben): Zeckenzange, Desinfektionsmittel, sterile Kompressen, Polsterwatte, selbsthaftende Binde, Pinzette, Wundsalbe (z. B. Honigsalbe).
- Sonstiges: Ausreichend Kotbeutel.
In dieser Episode erwähnt
- Route: Ciclovia Alpe Adria Radweg
- Expertin: Dr. Iris Wagner-Storz (Tierärztinnenportal fellomed)
- Fahrradanhänger: Thule Bexey (empfohlen), Croozer (als Vergleich erwähnt)
- Zubehör: Biker-Set von Trixi, Tractive GPS-Tracker
- Ressourcen: Online-Fahrrad-Videokurs von Trainerin Katja in Conny Sporrers Online-Hundeschule, Informationsportal hundeurlaub.de
Mein persönlicher Eindruck dieser Folge
Ich finde die praktischen Erfahrungen sehr hilfreich für unsere eigenen Pläne zur Radtour mit Hund. Wir selbst haben bislang noch keine Radtour mit Frida ausprobiert, denken aber über ein Lastenrad mit E-Antrieb von Muli nach. Ein solches Rad könnte besonders praktisch sein, um neben dem Hund auch Gepäck komfortabel zu transportieren, ohne dabei auf elektrische Unterstützung zu verzichten. Andererseits wäre es wohl deutlich günstiger und flexibler, ein E-Bike und einen Thule Bexey anzuschaffen.
🔗 Zugehörige Folge(n)
Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.