Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser „Hundestunde Quicktipps“-Episode erklärt Hundetrainerin Conny Sporrer, warum ein zuverlässiger Rückruf eines der wichtigsten Signale in der Hundeerziehung ist und wie du ihn Schritt für Schritt aufbaust. Sie beleuchtet die häufigsten Ursachen für einen schlechten Rückruf und gibt eine detaillierte, praxisnahe Anleitung, um eine Erfolgsquote von 95 bis 98 % zu erreichen.
Diese Episode ist eine unverzichtbare Ressource für alle Hundehaltenden, die ihrem Hund mehr Freiheit ermöglichen und gleichzeitig für seine Sicherheit sorgen wollen. Die zentrale Frage lautet: Wie konditioniere ich den Rückruf so stark, dass mein Hund nicht abwägt, sondern instinktiv und freudig zu mir zurückkehrt?
Das Wichtigste auf einen Blick
- Einzigartiges Signal: Verwende ein exklusives Wort oder einen Pfeifton, das bzw. der nur für den Rückruf genutzt wird, um eine klare und unverbrauchte Verknüpfung zu schaffen.
- Konditionierung ist alles: Sage das Rückrufsignal anfangs erst dann, wenn du absolut sicher bist, dass dein Hund bereits auf dem Weg zu dir ist. Du lockst ihn zuerst und fügst das Signal hinzu, kurz bevor er dich erreicht.
- Die Jackpot-Belohnung: Belohne den Rückruf immer mit einer extrem hochwertigen und seltenen Belohnung (z. B. Nassfutter, Leberwurst, ein besonderes Spielzeug), die es nur für dieses Signal gibt.
- Keine negativen Verknüpfungen: Rufe deinen Hund zu 80 % dann, wenn es keinen triftigen Grund gibt. So lernt er, dass der Rückruf nicht das Ende von Spaß oder Freiheit bedeutet.
- Bewegung schafft Motivation: Gehe immer rückwärts, wenn du deinen Hund rufst. Deine weichende Bewegung motiviert den Hund zusätzlich, dir zu folgen.
- Das Auflösesignal: Beende die Übung bewusst mit einem Auflösesignal (z. B. „Lauf“, „Ende“). So lernt dein Hund, bei dir zu bleiben, bis du ihn wieder freigibst.
- Langsam steigern: Beginne das Training ohne Ablenkung und erhöhe den Schwierigkeitsgrad schrittweise. Nutze im Alltag eine Schleppleine, um Misserfolge zu vermeiden.
Ursachen für einen unzuverlässigen Rückruf
Conny Sporrer erklärt, dass ein schlechter Rückruf selten auf Ungehorsam beruht, sondern meist auf einer unzureichenden Konditionierung oder starken, instinktiven Motivationen des Hundes. Um das Problem zu lösen, muss man die Ursache verstehen.
Die häufigsten Gründe, warum ein Hund nicht kommt, sind:
- Jagdverhalten: Der Hund verfolgt eine Fährte, sieht Wild oder hetzt einem Reiz hinterher.
- Sexuelle Motivation: Besonders unkastrierte Rüden sind stark von den Gerüchen läufiger Hündinnen abgelenkt.
- Territoriale Motivation: Der Hund will andere Hunde, Menschen oder Tiere aus „seinem“ Revier vertreiben.
- Reaktion auf Bewegungsreize: Manche Hunde reagieren auf Jogger, Radfahrer oder fliegende Blätter aus Unterforderung oder Kontrollbedürfnis.
- Unsicherheit: Ein ängstlicher Hund flüchtet möglicherweise vor einer Situation, anstatt zum Menschen zurückzukehren.
- Erlernte Selbstständigkeit: Der Hund hat gelernt, eigene Entscheidungen zu treffen, weil die Kommunikation im Alltag oft inkonsequent ist.
Sporrer betont, dass ein gutes Rückruftraining oft auch an diesen grundlegenden Themen ansetzen muss, etwa durch artgerechte Auslastung, klare Alltagsstrukturen und den Aufbau von Sicherheit und Vertrauen.
Typische Fehler im Rückruftraining
Ein zentrales Problem ist, dass viele Menschen den Rückruf unbewusst negativ verknüpfen. Laut Conny Sporrer entsteht dies, wenn der Hund hauptsächlich in Situationen gerufen wird, die für ihn unangenehm sind:
- Der Ruf beendet ein spannendes Spiel mit anderen Hunden.
- Der Hund wird angeleint und der Spaziergang ist vorbei.
- Der Hund wird gerufen und bekommt anschließend eine Rüge für ein vorheriges Verhalten.
Dadurch lernt der Hund durch klassische Konditionierung: Das Rückrufsignal bedeutet das Ende von etwas Schönem. Die Motivation, dem Ruf zu folgen, sinkt dramatisch. Ein weiterer Fehler ist das Training unter zu hoher Ablenkung, bevor das Signal in reizarmen Umgebungen gefestigt wurde.
Der richtige Aufbau: Signal, Belohnung und Timing
Der Schlüssel zu einem perfekten Rückruf liegt in einer sauberen, positiven Konditionierung. Conny Sporrer beschreibt drei entscheidende Säulen:
1. Das einzigartige Rückrufsignal: Wähle ein Wort, das im Alltag selten vorkommt (z. B. „Isi“, „Zack“ oder ein Phantasiewort) oder einen spezifischen Pfeifton (z. B. mit einer Acme-Pfeife). Dies stellt sicher, dass das Signal nicht durch alltägliche Nutzung an Bedeutung verliert.
2. Die Jackpot-Belohnung: Die Belohnung muss außergewöhnlich sein. Sie sollte einen Wert von „10 Euro“ haben, wenn normale Leckerlis „1 Euro“ wert sind. Das kann Nassfutter in einer Tüte, eine Leberwursttube oder ein exklusives Spielzeug sein, das es nur und ausschließlich für den erfolgreichen Rückruf gibt. Wichtig: Greife erst zur Belohnung, wenn der Hund fast bei dir ist, damit er nicht auf die Geste des In-die-Tasche-Greifens konditioniert wird.
3. Der richtige Trainingsablauf: Lock den Hund zunächst aktiv an, indem du in die Hände klatschst, lockende Geräusche machst und - ganz entscheidend - rückwärts gehst. Erst wenn du zu 100 % sicher bist, dass der Hund kommt, sprichst du das neue Rückrufsignal aus. Belohne ihn ausgiebig und schicke ihn danach mit einem klaren Auflösesignal wieder weg, damit er lernt, dass der Rückruf nicht immer das Ende der Freiheit bedeutet.
Vom Training in den Alltag: Steigerung der Ablenkung
Conny Sporrer gibt einen klaren Zeitplan für die Integration des Trainings in den Alltag vor. Die wichtigste Regel dabei lautet: Rufe deinen Hund niemals mit dem neuen Signal, wenn die Möglichkeit besteht, dass er nicht kommt.
- Woche 1 - 2: Konditioniere das Signal in reizarmer Umgebung (Wohnung, Garten). Übe mehrmals täglich in kurzen Einheiten.
- Woche 3 - 4: Beginne, leichte Ablenkungsreize hinzuzufügen. Rufe den Hund ab, wenn er gerade an einem Grashalm schnüffelt. Nutze eine Schleppleine zur Absicherung.
- Nach 4 Wochen: Das Signal sollte nun so gut konditioniert sein, dass es ohne vorheriges Locken funktioniert. Der Hund sollte auf das Signal hin sofort umdrehen und motiviert zu dir kommen.
Sporrer empfiehlt, den Rückruf auch weiterhin zu 70 - 80 % in Situationen zu üben, in denen es keinen äußeren Anlass gibt. Das erhält die positive Verknüpfung und verhindert, dass der Hund das Signal mit dem Auftauchen eines Reizes (z. B. ein anderer Hund) verknüpft.
Was tun, wenn der Hund trotzdem nicht kommt?
Für den Fall, dass ein bereits gut trainierter Hund (> 90 % Erfolgsquote) in einer sehr reizvollen Situation nicht reagiert, schlägt Conny Sporrer eine klare, aber faire Konsequenz vor. Sie betont, dass dies nur für fortgeschrittene Teams gilt und nicht als generelle Trainingsmethode dient.
Die Methode besteht darin, dem Hund zu zeigen, dass Ignorieren keine Option ist. Stelle eine Situation (z. B. mit einem versteckten Kausnack), in der du weißt, dass dein Hund stark abgelenkt sein wird. Wenn er auf deinen Ruf nicht reagiert:
- Stapfe bestimmt und körpersprachlich eindrucksvoll auf ihn zu, um ihn von der Ablenkung zu unterbrechen. Es geht darum, ihn kurz zu beeindrucken, nicht zu bestrafen.
- Sobald der Hund von der Ablenkung ablässt und verunsichert ist, wechsle sofort wieder in eine freundliche und einladende Haltung.
- Mache dich klein, gehe rückwärts und locke ihn mit dem Rückrufsignal zu dir.
- Belohne ihn ausgiebig und positiv, als wäre nichts gewesen.
Dieser abrupte Wechsel von einer klaren Unterbrechung zu einer positiven Einladung lehrt den Hund, dass auf das Signal eine Reaktion folgen muss, die anschließende Rückkehr zum Menschen aber immer hocherfreulich ist.
Praktische Schritte zum perfekten Rückruf
- Signal und Belohnung festlegen: Wähle ein einzigartiges Wort oder einen Pfiff und eine Jackpot-Belohnung, die es nur für den Rückruf gibt.
- Training ohne Ablenkung beginnen: Übe in der Wohnung oder im Garten. Gehe rückwärts und locke deinen Hund mit Körpersprache und Geräuschen.
- Signal im richtigen Moment geben: Sage das Rückrufsignal erst, wenn der Hund sicher auf dem Weg zu dir ist.
- Jackpot-Belohnung einsetzen: Belohne den Hund ausgiebig, sobald er bei dir ist. Greife erst kurz vorher in die Tasche.
- Mit Auflösesignal beenden: Schicke den Hund nach der Belohnung mit einem klaren Signal (z. B. „Lauf“) wieder los.
- Ablenkung langsam steigern: Übe im Alltag an der Schleppleine und steigere die Schwierigkeit nur in kleinen Schritten.
- Regelmäßig „sinnlos“ üben: Rufe deinen Hund oft, wenn nichts Besonderes los ist, um das Signal positiv zu halten.
In dieser Episode erwähnt
- Acme-Pfeife: Eine Hundepfeife mit einer einzigartigen, standardisierten Frequenz, die über weite Distanzen hörbar ist und sicherstellt, dass das Signal immer gleich klingt.
- Social-Media-Aktion: Conny Sporrer ruft die Hörer:innen auf, Videos ihrer Rückrufe in ihren Instagram-Stories zu posten, die Hundestunde zu taggen und ihre Rückrufsignale sowie Jackpot-Belohnungen zu teilen.
Fridas Rückruf noch mal neu aufgebaut
Bei unserer Hündin Frida hatten wir zunächst ein lang gezogenes HIIIIER etabliert, das aber nicht vernünftig aufgebaut war und nicht immer gleich klang. Wir haben dann noch mal ganz von vorn angefangen und uns für eine ACME Silent Whistle No. 535 entschieden, weil mir normale Hundepfeifen zu laut sind - die Nachbarschaft muss ja nicht auch noch aufgescheucht werden. Wir haben den Rückruf so aufgebaut wie es im Podcast auch beschrieben ist. Wir haben sehr regelmäßig aber mit wenigen Wiederholungen damit geübt und erst nach vielen Wochen mit erster Ablenkung geübt, in unserem Fall mit einem Ball, den wir geworfen haben. Während sie zu dem rennt, kommt der Rückrufpfiff. Sie ist kein Ball-Junkie, deshalb war das Risiko recht gering. Später kam der Pfiff auch mal im Spiel mit einem bekannten Hund, aber erst nachdem sie schon einige Minuten gerannt waren und es schon langsam uninteressant wurde. Der Rückruf wurde so gut, dass wir ihn dann auch mal in riskanten Situationen statt zur Übung einsetzen konnten, z. B. wenn sie im Freilauf war und Leute vorbeikamen, die sie nicht belästigen sollte. Es funktioniert dann auch ohne vorheriges Locken. Nur einmal ist es bisher schief gegangen und das lag neben der hohen Ablenkung in der Situation sicher daran, dass ich erstens zu lange gewartet hatte (ich hatte schon länger gesehen, dass sie sich auf etwas fixiert) und zweitens kurz zuvor den Rückruf schon einige Male geübt hatte und so immer uninteressanter wurde - die Jackpot-Belohnung wurde dann langweilig. Wir üben den Rückrufpfiff immer noch etwa alle 2 Tage ohne Anlass sobald sie abgelenkt ist und etwas von uns entfernt interessiert schnüffelt.
Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.