Diabetes bei Hunden und Katzen: Ursachen, Management und die entscheidende Rolle der Fütterung

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts napfcheck spricht die Fachtierärztin für Tierernährung, Dr. Julia Fritz, mit der Fachjournalistin Manuela Bauer über Diabetes mellitus bei Hunden und Katzen. Die Expertin erläutert die medizinischen Grundlagen der Stoffwechselerkrankung, die Unterschiede zwischen Hund und Katze sowie die zentralen Säulen der Behandlung, bei denen die Ernährung eine unterstützende, aber entscheidende Rolle spielt.

Die Episode richtet sich an Tierbesitzer, deren Haustiere an Diabetes erkrankt sind oder bei denen ein erhöhtes Risiko besteht. Sie beantwortet die zentrale Frage, wie ein stabiles und gesundes Leben mit Diabetes durch eine Kombination aus tiermedizinischer Behandlung und einer konsequenten, angepassten Fütterungsstrategie möglich ist.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Unterschiede bei Hund und Katze: Dr. Fritz erklärt, dass Hunde meist an einem Diabetes Typ 1 leiden (absoluter Insulinmangel), während Katzen eher einen Typ 2 entwickeln (Insulinresistenz), der oft mit Übergewicht zusammenhängt.
  • Übergewicht bei Katzen als Hauptrisiko: Bei Katzen ist Übergewicht der größte Risikofaktor. Eine erfolgreiche Gewichtsreduktion kann laut Dr. Fritz in 30 bis 80 Prozent der Fälle zu einer Remission führen, also zur Heilung des Diabetes.
  • Konstanz ist der Schlüssel: Die wichtigste Regel bei der Fütterung eines Diabetikers ist absolute Einheitlichkeit. Futterart, -menge und Fütterungszeiten müssen streng beibehalten werden, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und die Insulintherapie zu unterstützen.
  • Typische Symptome: Laut Dr. Fritz sind die häufigsten Anzeichen für Diabetes vermehrtes Trinken und Urinieren, Gewichtsverlust trotz Heißhunger sowie bei Hunden eine Linsentrübung und bei Katzen eine veränderte, „plattfüßige“ Haltung (plantigrade Fußung).
  • Trockenfutter ist kein Auslöser: Dr. Fritz stellt klar, dass der Mythos, Trockenfutter verursache Diabetes, wissenschaftlich nicht haltbar ist. Nicht die Kohlenhydratquelle, sondern das Übergewicht ist der entscheidende Faktor.
  • Vorsicht bei Leckerlis: Dr. Fritz warnt vor halbfeuchten Leckerlis (z. B. biegsame Kaustangen), da diese zur Konservierung Einfachzucker wie Glukose enthalten können, der den Blutzucker schnell ansteigen lässt.
  • Notfall-Tipp bei Unterzuckerung: Fällt der Blutzucker gefährlich ab (Hypoglykämie), empfiehlt Dr. Fritz, dem Tier eine kleine Portion Honig auf die Mundschleimhaut zu schmieren, um den Spiegel schnell wieder anzuheben.

Was ist Diabetes bei Hunden und Katzen? Die Grundlagen

Dr. Julia Fritz beschreibt Diabetes mellitus als eine hormonelle Stoffwechselerkrankung, bei der die Blutzuckerregulierung gestört ist. Verantwortlich dafür ist das Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Insulin sorgt dafür, dass Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Körperzellen transportiert wird, wo er als Energiequelle dient. Bei einem Diabetiker funktioniert dieser Prozess nicht mehr richtig.

Es werden zwei Haupttypen unterschieden:

  • Typ 1 (absoluter Insulinmangel): Dieser Typ tritt vor allem bei Hunden auf. Die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse sind zerstört, oft durch Autoimmunerkrankungen, genetische Faktoren oder eine vorangegangene Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis). Der Körper kann kein oder nur unzureichend Insulin bilden.
  • Typ 2 (Insulinresistenz): Dieser Typ ist typisch für Katzen und häufig mit Übergewicht assoziiert. Der Körper produziert zwar Insulin, aber die Zellen reagieren nicht mehr darauf - sie sind „resistent“. Dr. Fritz erklärt, dass Fettgewebe wie ein hormonproduzierendes Organ wirkt und Entzündungsbotenstoffe ausschüttet, die die Insulinrezeptoren stören. Reduziert die Katze ihr Gewicht, kann diese Resistenz verschwinden und der Diabetes in vielen Fällen heilen (Remission).

Eine Sonderform, der Diabetes insipidus, wird kurz erwähnt. Dr. Fritz stellt klar, dass dieser nichts mit der Zuckerkrankheit zu tun hat, sondern eine seltene Störung des Wasserhaushalts ist, die durch einen Mangel des Hormons Vasopressin verursacht wird und ernährungstechnisch nicht beeinflussbar ist.

Symptome und Diagnose: So erkennst Du Diabetes

Die klassischen Anzeichen, die Tierbesitzer laut Dr. Fritz beobachten können, sind:

  • Viel Trinken und viel Urinieren (Polydipsie/Polyurie): Dies sind die auffälligsten Symptome.
  • Gewichtsverlust trotz Heißhungers: Die Tiere fressen oft sehr viel, nehmen aber ab, weil die Zellen keine Energie aus dem Zucker im Blut gewinnen können.
  • Lethargie und Mattigkeit: Die Tiere können schlapp und weniger aktiv sein.

Als Spätfolgen können beim Hund eine Linsentrübung (Katarakt) durch Zuckereinlagerungen und bei der Katze eine Nervenschädigung (Neuropathie) auftreten, die zu einer sogenannten „plantigraden Fußung“ führt, bei der die Katze auf den ganzen Hinterbeinen läuft.

Die Diagnose wird durch Blut- und Urinuntersuchungen gestellt. Im Urin findet sich Zucker, was pathologisch ist. Im Blut ist der Glukosespiegel erhöht. Bei Katzen ist eine einmalige Blutzuckermessung jedoch mit Vorsicht zu genießen, da Stress beim Tierarzt zu fälschlich hohen Werten führen kann (Stresshyperglykämie). Dr. Fritz erklärt, dass deshalb der Fructosamin-Wert, ein Langzeitzuckerwert, zur sicheren Diagnose herangezogen wird.

Die zentrale Rolle der Fütterung: Stabilität und die richtigen Nährstoffe

Dr. Fritz betont, dass die Ernährung eine unterstützende, aber keine heilende Funktion hat (außer bei der Gewichtsreduktion bei Katzen). Das wichtigste Prinzip ist absolute Konstanz und Einheitlichkeit der Fütterung. Jede Mahlzeit sollte identisch zusammengesetzt sein, um den Blutzuckerspiegel vorhersagbar zu machen und die Insulindosis exakt darauf abstimmen zu können. Aus diesem Grund kann eine Fütterung mit stark schwankenden Komponenten, wie es beim Barfen der Fall sein kann (z. B. unterschiedliche Fettgehalte im Fleisch), die Einstellung eines Diabetikers erschweren.

Wichtige Aspekte der Diabetes-Diät sind:

  • Fasergehalt (Ballaststoffe): Ein höherer Fasergehalt im Futter kann die Magenentleerung verlangsamen und so den Blutzuckeranstieg nach der Fütterung (postprandiale Hyperglykämie) abmildern.
  • Kohlenhydratquellen: Während der reine Kohlenhydratgehalt bei Katzen laut Dr. Fritz eine untergeordnete Rolle spielt, kann bei Hunden die Art der Kohlenhydrate relevant sein. Quellen mit einem niedrigen glykämischen Index (z. B. Hirse, Gerste, Haferflocken) führen zu einem langsameren Blutzuckeranstieg als solche mit hohem Index (z. B. Maisstärke, Reis).
  • Diätfuttermittel: Spezielle Diabetes-Diätfutter sind so formuliert, dass sie die Glukoseversorgung regulieren, oft durch einen hohen Faseranteil und einen kontrollierten Stärkegehalt.

Spezielle Ursachen und das Fallbeispiel „Judy“

Anhand einer Hörerfrage zu einer Hündin namens „Judy“ erläutert Dr. Fritz weitere Ursachen für Diabetes. Bei Judy kam es zu einem Läufigkeitsdiabetes. Unkastrierte Hündinnen produzieren nach der Läufigkeit das Hormon Progesteron, welches die Insulinwirkung stören und so einen temporären oder dauerhaften Diabetes auslösen kann. Eine Kastration ist in solchen Fällen oft Teil der Therapie. Im diskutierten Fall ist die Situation multifaktoriell, da auch eine vorangegangene Bauchspeicheldrüsenentzündung und eine mögliche genetische Veranlagung eine Rolle spielen. Dr. Fritz betont, dass in einem solch komplexen Fall eine Umstellung auf Barfen keine Lösung darstellt und die enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Tierarzt entscheidend ist.

Praktische Schritte und Management-Tipps

Dr. Fritz gibt konkrete, handlungsorientierte Ratschläge für den Alltag mit einem Diabetiker:

  1. Halte die Fütterung strikt ein: Füttere immer das gleiche Futter zur gleichen Zeit in der gleichen Menge. Vermeide jegliche Abweichungen, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.
  2. Wähle Leckerlis mit Bedacht: Verzichte auf halbfeuchte Leckerlis, die Glukose als Konservierungsmittel enthalten könnten. Geeignet sind getrocknete Fleischstreifen ohne Zusätze.
  3. Sei für den Notfall vorbereitet: Habe für unterwegs eine kleine Portion Honig dabei. Bei Anzeichen einer Unterzuckerung (Schwanken, Trägheit, starkes Speicheln) kannst Du diesen auf die Mundschleimhaut des Tieres geben.
  4. Gewichtsmanagement bei Katzen: Wenn Du eine übergewichtige Katze hast, ist eine konsequente Gewichtsreduktion die wichtigste Maßnahme, um einen Diabetes zu verhindern oder sogar zu heilen.
  5. Insulingabe und Fütterung abstimmen: Insulin sollte nur verabreicht werden, wenn sichergestellt ist, dass das Tier frisst, um eine gefährliche Unterzuckerung zu vermeiden. Manche Besitzer spritzen während der Mahlzeit. Dies erfordert Übung und eine enge Absprache mit dem Tierarzt.

In dieser Episode erwähnt

  • Studie zur Remission bei Katzen: Dr. Fritz zitiert eine Studie von Astrid Wehner aus dem Jahr 2014, die zeigt, dass 30-80 % der diabetischen Katzen durch Gewichtsabnahme in Remission gehen können.
  • NFE-Rechner: Für die Berechnung des Kohlenhydratgehalts (NfE-Wert) in einem Futter verweist Dr. Fritz auf das kostenlose Futtermengenrechner auf ihrer Service-Seite. Sie warnt jedoch, dass dieser Wert bei speziellen Diabetes-Diäten irreführend sein kann, da er auch die erwünschten Ballaststoffe miterfasst.
  • Faser-Ergänzungen: Für die Anreicherung von Futter mit Ballaststoffen erwähnt Dr. Fritz Produkte wie Cellulose, Flohsamenschalen oder Apfelfasern.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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