Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser Episode des Podcasts „Sitz! Platz! Bleibt!“ diskutieren die beiden Hosts, Nicole und ihr Kollege Sami, die fundamentale Bedeutung von Schlaf für Hunde. Ausgehend von ihren eigenen frischen Erfahrungen als Welpenbesitzer:innen beleuchten sie, warum ausreichend Ruhe nicht nur für die Entwicklung von Welpen, sondern auch für das Wohlbefinden erwachsener Hunde unerlässlich ist. Die zentrale Frage der Episode ist, wie man als Halter:in dafür sorgen kann, dass ein Hund - insbesondere ein überdrehter Welpe - die nötige Ruhe findet, um Erlebtes zu verarbeiten und sich gesund zu entwickeln.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Welpen brauchen extrem viel Schlaf: Als Richtwert gelten 18 bis 20 Stunden pro Tag. Ausreichend Ruhe ist für die Verarbeitung von Reizen und die körperliche Entwicklung wichtiger als ständige Aktivität.
- Ruhe muss aktiv gefördert werden: Viele Welpen können ihre Müdigkeit nicht selbst regulieren und neigen dazu, überdreht zu sein. Der Mensch muss aktiv für Ruhephasen sorgen, indem er den Hund räumlich begrenzt, zum Beispiel mit einer Hausleine.
- Der Mensch ist ein wichtiges Vorbild: Hunde orientieren sich am Verhalten ihrer Menschen. Wenn du selbst Ruhe ausstrahlst und Phasen der Inaktivität (z. B. bei der Arbeit am Schreibtisch) vorlebst, hilft das dem Hund, ebenfalls zur Ruhe zu kommen.
- Auch erwachsene Hunde benötigen bewusste Ruhepausen: Insbesondere nach anstrengenden Aktivitäten wie Hundesport, Seminaren oder jagdlichen Einsätzen sind längere Regenerationsphasen entscheidend, um Überlastung zu vermeiden.
- Schlaf dient der Verarbeitung: Zucken, leises Bellen oder Knurren im Schlaf sind normale Anzeichen dafür, dass das Gehirn des Hundes die Erlebnisse des Tages verarbeitet. Dieser Prozess ist für das Lernen essenziell.
- Ein ungestörter Rückzugsort ist heilig: Der Schlafplatz des Hundes muss eine sichere Zone sein, in der er nicht gestört wird. Dies ist besonders in Haushalten mit Kindern wichtig, denen diese Regel klar vermittelt werden muss.
Warum Welpen oft nicht von allein zur Ruhe kommen
Die Hosts stellen fest, dass viele Welpen Schwierigkeiten haben, von selbst abzuschalten. Sie sind oft permanent in Bewegung, wirken überdreht und finden nicht in den Schlaf, obwohl sie sichtlich müde sind. Nicole beschreibt, wie sie bei ihrem Welpen Jaxon eine Hausleine einsetzt, um ihn sanft zu begrenzen. Sobald seine Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt ist, schläft er innerhalb von Minuten ein. Dies zeigt, dass Welpen oft eine externe Struktur benötigen, um die notwendige Ruhe zu finden. Die Sprecher:innen betonen, dass es nicht darum geht, die Schlafstunden mit der Stoppuhr zu messen, sondern ein gesundes Gleichgewicht zwischen kurzen, dynamischen Phasen und ausgedehnten Ruhephasen zu etablieren. Die Tendenz sollte immer lauten: lieber mehr Schlaf und weniger Action.
Die Rolle des Menschen als Ruhe-Vorbild
Ein zentraler Gedanke der Episode ist, dass Hunde durch Beobachtung lernen. Die Hosts ziehen einen Vergleich zu Wolfswelpen, die in den ersten 10 bis 12 Monaten im Rudel lernen, indem sie das Verhalten der erwachsenen Tiere kopieren. Erwachsene Wölfe verbringen einen Großteil des Tages dösend oder schlafend, um Energie für die Jagd zu sparen. Dieses natürliche Vorbild fehlt vielen Haushunden. Der oft hektische und durchorganisierte Alltag des Menschen kann dem natürlichen Ruhebedürfnis des Hundes entgegenstehen. Die Sprecher:innen argumentieren, dass Menschen als Vorbilder agieren können: Wenn man selbst ruhig ist, beispielsweise am Schreibtisch arbeitet, signalisiert man dem Hund, dass nun ebenfalls eine Ruhephase angesagt ist. Diese vom Menschen vorgelebte Ruhe hilft dem Hund, sich zu entspannen.
Regeneration und Schlaf bei erwachsenen Hunden
Das Bedürfnis nach ausreichend Schlaf endet nicht mit dem Welpenalter. Nicole berichtet, dass ihr erwachsener Hund Sherlock nach einem anstrengenden Tagesseminar oft zwei Tage lang fast nur schläft, um sich zu regenerieren. Als weiteres Beispiel wird eine Jägerin erwähnt, die ihren hochspezialisierten Jagdhunden nach einem jagdlichen Einsatz eine Zwangspause von 10 bis 14 Tagen verordnet. In dieser Zeit gibt es nur minimale Bewegung und sehr viel Schlaf, um die Hunde sowohl körperlich als auch mental wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dies verdeutlicht, dass Schlafentzug und Übermüdung bei Hunden - ähnlich wie bei Menschen - zu Verhaltensproblemen und Stress führen können. Eine bewusste Planung von Erholungsphasen ist daher für alle Hunde, unabhängig vom Alter, von großer Bedeutung.
Schlaf als aktiver Verarbeitungs- und Lernprozess
Schlaf ist keine passive Zeitverschwendung, sondern ein entscheidender Prozess für das Gehirn. Die Hosts beschreiben, wie Hunde im Schlaf die Erlebnisse des Tages verarbeiten. Das äußert sich durch Zuckungen, das Bewegen der Pfoten, leises Fiepen oder Knurren. In diesen Traumphasen sortiert das Gehirn Informationen, festigt Lernerfahrungen und verarbeitet emotionale Eindrücke. Dies ist besonders im Welpenalter wichtig, wenn das junge Gehirn täglich mit unzähligen neuen Reizen konfrontiert wird. Ausreichender und qualitativ hochwertiger Schlaf ist somit eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Training und eine stabile psychische Entwicklung.
Praktische Schritte für mehr Ruhe im Hundealltag
- Schaffe klare Strukturen für Ruhe: Hilf deinem Welpen aktiv beim Herunterfahren. Nutze eine Hausleine oder eine Box, um den Bewegungsradius zu begrenzen und ihm zu signalisieren, dass jetzt Ruhezeit ist.
- Etabliere ruhige Routinen: Gestalte die Phasen nach dem Aufwachen bewusst ruhig. Ein kurzer Gang nach draußen zum Lösen, gefolgt von einer Kuschel- oder Dösezeit, verhindert, dass der Hund Aufwachen mit sofortiger Action verknüpft.
- Definiere einen ungestörten Rückzugsort: Der Schlafplatz des Hundes ist eine Tabuzone. Erkläre allen Familienmitgliedern, insbesondere Kindern, dass der Hund dort absolute Ruhe hat und nicht gestört werden darf.
- Plane bewusste Erholungsphasen ein: Achte auch bei deinem erwachsenen Hund darauf, dass auf intensive Tage (z. B. lange Wanderungen, Hundeschule, Seminare) ausreichend lange Regenerationsphasen folgen.
- Unterstütze die Entspannung: Wenn dein Hund Schwierigkeiten hat, sich zu entspannen, können Techniken wie sanfte Klopfmassagen (Klopftechniken) oder japanisches Heilströmen helfen, das Nervensystem zu beruhigen.