Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser Episode des Podcasts napfcheck widmet sich die Fachtierärztin für Tierernährung, Dr. Julia Fritz, im Gespräch mit der Fachjournalistin Manuela Bauer einem ihrer Lieblingsthemen: der bedarfsgerechten Ernährung und den besonderen Bedürfnissen von älteren Hunden und Katzen. Die Episode beleuchtet, ab wann ein Haustier als „Senior“ gilt, wie sich die Ernährungsanforderungen im Alter verändern und welche Rolle das Gewichtsmanagement spielt.
Zentrale Themen sind die Unterschiede zwischen alternden Hunden, die zu Übergewicht neigen, und Katzen, die oft an Gewicht verlieren. Dr. Fritz erklärt, wie Futterergänzungen wie spezielle Öle die Gelenkgesundheit und kognitive Funktion unterstützen können. Die Episode richtet sich an alle Haustierbesitzer, deren vierbeinige Begleiter in die Jahre kommen, und bietet fundierte Einblicke und praktische Tipps, um ihnen einen gesunden und angenehmen Lebensabend zu ermöglichen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Gewicht ist ein entscheidender Faktor: Dr. Fritz betont, dass Hunde im Alter aufgrund eines langsameren Stoffwechsels und geringerer Aktivität zu Übergewicht neigen, was die Gelenke zusätzlich belastet. Katzen hingegen verlieren oft an Gewicht, was ein frühes Anzeichen für chronische Erkrankungen sein kann. Regelmäßiges Wiegen ist daher unerlässlich.
- Nicht jeder Senior braucht Seniorfutter: Ein gesunder, fitter älterer Hund benötigt nicht zwingend ein spezielles Seniorfutter. Die Ernährung muss individuell angepasst werden, insbesondere wenn Organerkrankungen wie Nieren- oder Leberprobleme vorliegen, die eine angepasste Diät (z. B. mit reduziertem Proteingehalt) erfordern.
- Omega-3-Fettsäuren für die Gelenke: Langkettige Omega-3-Fettsäuren (EPA & DHA), die in Fisch- oder Algenöl enthalten sind, haben laut Dr. Fritz eine nachgewiesene entzündungshemmende Wirkung und können bei Gelenkerkrankungen wie Arthrose sinnvoll unterstützen.
- MCT-Öl gegen Demenz: Dr. Fritz erklärt, dass mittelkettige Fettsäuren (MCT-Öl aus Kokos- oder Palmkernöl) im Körper zu Ketonkörpern umgewandelt werden. Diese dienen dem Gehirn als alternative Energiequelle und können helfen, den kognitiven Abbau bei Demenz zu verlangsamen.
- Lebensqualität im Alter verbessern: Besonders bei Katzen können einfache Anpassungen im Haushalt einen großen Unterschied machen. Dr. Fritz empfiehlt große Katzentoiletten mit niedrigem Einstieg, erhöhte Futter- und Wassernäpfe sowie leicht erreichbare, warme Liegeplätze, um altersbedingte Beschwerden zu lindern.
- Appetit anregen: Wenn ältere Hunde mäkelig werden, liegt das oft an einem nachlassenden Geruchssinn. Leichtes Erwärmen des Futters, das Untermischen von Nassfutter oder das Hinzufügen von aromatischen Toppings wie Würstchenwasser oder Leberwurst kann den Appetit wieder wecken.
- Regelmäßige Vorsorge ist entscheidend: Ein jährlicher Check-up beim Tierarzt, inklusive einer Blutuntersuchung, ist für Senior-Haustiere essenziell, um altersbedingte Krankheiten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Wann ist ein Haustier „alt“? Definitionen für Hund und Katze
Die Frage, ab wann ein Tier als Senior gilt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Dr. Julia Fritz erläutert, dass dies bei Hunden stark von der Rasse und Größe abhängt. Eine gängige Definition besagt, dass ein Hund als Senior gilt, wenn er das letzte Viertel seiner zu erwartenden Lebensspanne erreicht. Dies bedeutet für große Rassen wie eine Deutsche Dogge ein Alter von etwa fünf bis sieben Jahren, während kleine Rassen erst mit circa zehn Jahren zu den Senioren zählen. Dr. Fritz merkt an, dass etwa die Hälfte der Hundepopulation in Deutschland bereits zu den Senioren gehört.
Bei Katzen ist die Einteilung weniger von der Rasse abhängig. Sie gelten laut Dr. Fritz ab einem Alter von etwa 10 bis 14 Jahren als „Senior“. Ab 15 Jahren spricht man von „geriatrischen“ Katzen oder „Super-Senioren“. Diese Klassifizierungen helfen in der Tiermedizin, altersassoziierte Erkrankungen wie Demenz besser zu erforschen. So zeigt bereits ein Drittel der Senior-Katzen und die Hälfte der geriatrischen Katzen Anzeichen einer kognitiven Dysfunktion.
Gewichtsmanagement im Alter: Ein zentraler Unterschied zwischen Hund und Katze
Im Alterungsprozess zeigen Hunde und Katzen gegensätzliche Tendenzen beim Gewicht. Dr. Fritz erklärt, dass Hunde dazu neigen, zuzunehmen. Ihre Muskelmasse nimmt ab, sie bewegen sich weniger - oft aufgrund von Gelenkproblemen -, was ihren Kalorienbedarf senkt. Übergewicht ist besonders problematisch, da es die Gelenke zusätzlich belastet und einen Teufelskreis aus Schmerz und Inaktivität verstärkt. Daher ist bei älteren Hunden oft eine kalorienreduzierte Fütterung notwendig.
Bei Katzen ist die Situation umgekehrt. Sie neigen im Alter zu Gewichtsverlust, da ihre Verdauungsleistung nachlässt. Dr. Fritz warnt, dass eine schleichende Gewichtsabnahme bei Katzen ein ernstes Warnsignal für eine chronische Grunderkrankung sein kann. Da Katzen Meister im Verbergen von Schmerzen und Krankheiten sind, empfiehlt sie dringend, ältere Katzen regelmäßig zu wiegen (z. B. mit einer Babywaage), um bereits kleine Veränderungen frühzeitig zu erkennen und tierärztlich abklären zu lassen.
Die richtige Ernährung: Von gesunden Senioren bis zu speziellen Diäten
Die Ernährung eines älteren Tieres muss individuell auf seinen Gesundheitszustand abgestimmt werden. Ein fitter und gesunder Seniorhund, wie der von Hörerin Jessica beschriebene, benötigt nicht automatisch ein spezielles Seniorfutter. Wichtiger ist es, das Gewicht zu halten und die Organfunktionen durch jährliche tierärztliche Kontrollen im Blick zu behalten.
Kommerzielle Seniorfutter sind oft kalorien- und proteinreduziert und enthalten mehr Ballaststoffe oder Antioxidantien. Für Hunde, die altersbedingt an Muskelmasse verlieren (Sarkopenie), wäre eine solche proteinreduzierte Diät jedoch kontraproduktiv. Hier ist eine ausreichende Zufuhr von hochwertigem Protein wichtig, um dem Muskelabbau entgegenzuwirken.
Dr. Fritz betont die Rolle von Kohlenhydraten als wertvolle Energiequelle, die Leber und Nieren entlastet. Bei Organerkrankungen, die im Alter häufiger auftreten, ist eine proteinreduzierte Diät oft entscheidend, da der Abbau von überschüssigem Eiweiß diese Organe stark beansprucht. In solchen Fällen liefern Kohlenhydrate die nötige Energie, ohne den Stoffwechsel zu belasten.
Spezifische Nährstoffe und Ergänzungen zur Unterstützung im Alter
Bestimmte Nährstoffe können älteren Tieren gezielt helfen, fit zu bleiben. Dr. Fritz hebt insbesondere Fettsäuren hervor:
- Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA): Diese in Fisch- und Algenöl enthaltenen Fettsäuren wirken entzündungshemmend und sind besonders bei Gelenkerkrankungen wie Arthrose sinnvoll. Studien haben gezeigt, dass sie in hohen Dosen eine mit Schmerzmitteln vergleichbare Wirkung entfalten können. Algenöl stellt eine pflanzliche Alternative zu Fischöl dar.
- Mittelkettige Fettsäuren (MCT-Öl): Dieses Öl, gewonnen aus Kokos- oder Palmkernöl, spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der Gehirnfunktion. Im Alter verändert sich der Glukosestoffwechsel im Gehirn, was zu kognitiver Dysfunktion (Demenz) führen kann. MCTs werden in der Leber zu Ketonkörpern umgewandelt, die dem Gehirn als alternative Energiequelle dienen. Dr. Fritz beschreibt dies als eine Art „Backup-Tank“, der helfen kann, den kognitiven Abbau zu verlangsamen. Die Gabe von MCT-Öl ist bereits präventiv sinnvoll.
Zusätzlich können Ergänzungen mit B-Vitaminen, Zink (für das Immunsystem), Vitamin E (als Antioxidans), Taurin und L-Carnitin (für die Herz- und Muskelfunktion) sinnvoll sein. Viele hochwertige Seniorfutter enthalten diese bereits in angepassten Mengen.
Praktische Herausforderungen und „Wellness“ für Senioren
Neben der Ernährung gibt es im Alltag viele Möglichkeiten, die Lebensqualität älterer Haustiere zu verbessern. Wenn ein älterer Hund plötzlich sein Futter verweigert, liegt es laut Dr. Fritz oft an einem nachlassenden Geruchssinn. Einfache Tricks wie das Erwärmen des Futters (auch von Trockenfutter) oder das Hinzufügen aromatischer „Toppings“ (z. B. Leberwurst, Thunfischsaft, Brühe) können helfen.
Für Katzen, von denen laut Dr. Fritz über 90 % im Alter an Gelenkerkrankungen leiden, sind Anpassungen im Umfeld entscheidend:
- Toiletten: Große, offene Katzentoiletten mit einem sehr niedrigen Einstieg erleichtern den Zugang.
- Futterplatz: Erhöhte Näpfe schonen die Wirbelsäule beim Fressen.
- Lieblingsplätze: Rampen oder kleine Treppen helfen, höhergelegene Orte wie die Fensterbank oder das Sofa zu erreichen.
- Wärme: Wärmematten oder weiche Kissen an zugfreien Orten werden von älteren Katzen besonders geschätzt.
Auch die Zahngesundheit ist ein kritisches Thema. Chronische Zahnschmerzen sind eine enorme Belastung, weshalb eine regelmäßige Kontrolle und, falls nötig, eine professionelle Zahnreinigung unter Narkose unerlässlich sind.
Praktische Schritte für den Alltag mit einem Senior-Haustier
- Regelmäßig wiegen: Führe ein Gewichtstagebuch, um schleichende Veränderungen bei Hund (Zunahme) und Katze (Abnahme) frühzeitig zu bemerken.
- Jährlicher Vorsorge-Check: Lass dein Tier einmal pro Jahr beim Tierarzt untersuchen, inklusive Blutbild und Urinuntersuchung, um Organfunktionen zu überprüfen.
- Umgebung anpassen: Gestalte das Zuhause seniorengerecht, insbesondere für Katzen mit Gelenkproblemen (niedrige Einstiege, erhöhte Näpfe, Rampen).
- Gezielt ergänzen: Integriere hochwertige Omega-3-Fettsäuren (Fisch- oder Algenöl) in die Fütterung. Bei ersten Anzeichen von Desorientierung oder zur Prävention ist MCT-Öl eine wertvolle Ergänzung.
- Appetit anregen: Falls dein Hund mäkelig wird, erwärme das Futter leicht oder füge schmackhafte, aber kalorienarme Toppings hinzu.
- Zahngesundheit prüfen: Lass das Gebiss regelmäßig vom Tierarzt kontrollieren, um schmerzhafte Zahnprobleme zu vermeiden.
- Geistig fit halten: Beschäftige dein Tier weiterhin mit altersgerechten Futterspielen und mentaler Stimulation, um die kognitive Funktion zu fördern.
In dieser Episode erwähnt
- Fragebogen zu Demenz bei Hunden: Ein Test zur Überprüfung der kognitiven Fähigkeiten (Canines-Kognitives-Dysfunktions-Syndrom) ist auf der Webseite napfcheck.de unter dem Reiter "Fragebögen“ verfügbar.
- Öle und Ergänzungen: Im Gespräch werden verschiedene Öle wie Fischöl, Algenöl und MCT-Öl sowie spezielle Senior-Ölmischungen erwähnt, die zur Unterstützung der Gesundheit eingesetzt werden können.
- Podcast-Episode 11: Für eine ausführliche Besprechung des Themas Übergewicht verweist Dr. Fritz auf die elfte Folge des Podcasts.