Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser Episode des Podcasts napfcheck spricht die Fachtierärztin für Tierernährung, Dr. Julia Fritz, mit der Fachjournalistin Manuela Bauer über die komplexe, aber essenzielle Welt der Öle und Fettsäuren in der Ernährung von Hunden und Katzen. Die Episode beleuchtet, warum Fette weit mehr als nur Energielieferanten sind und welche spezifischen Fettsäuren für die Gesundheit von Haut, Fell, Gelenken und sogar dem Gehirn unerlässlich sind.
Diese Diskussion ist besonders relevant für Tierhalter:innen, die selbst kochen, barfen oder die Ernährung ihrer Tiere gezielt optimieren möchten. Die zentrale Frage lautet: Welche Öle brauchen unsere Haustiere wirklich, woran erkennt man gute Qualität und wie setzt man sie richtig ein, um Mängel zu vermeiden und die Gesundheit gezielt zu fördern?
Das Wichtigste auf einen Blick
- Essenzielle Fettsäuren sind lebensnotwendig: Hunde und Katzen können bestimmte Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren nicht selbst herstellen und müssen sie über die Nahrung aufnehmen. Linolsäure (Omega-6) ist dabei entscheidend für eine gesunde Haut und ein glänzendes Fell.
- Omega-3 wirkt entzündungshemmend: Die marinen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA, die in Fisch- und Algenöl vorkommen, haben eine starke entzündungshemmende Wirkung. Sie sind besonders wertvoll bei chronischen Erkrankungen wie Arthrose, Nieren- oder Herzerkrankungen.
- Katzen haben besondere Bedürfnisse: Im Gegensatz zu Hunden können Katzen die Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure nicht selbst bilden. Sie müssen diese zwingend über tierische Fette aufnehmen, was ihre Natur als strikte Fleischfresser unterstreicht.
- Qualität und Lagerung sind entscheidend: Hochwertige Öle sollten in dunklen, lichtundurchlässigen Flaschen verpackt sein, um sie vor Oxidation zu schützen. Ein ranziges Öl schadet mehr, als es nützt. Bevorzuge kleinere Flaschen, die innerhalb von zwei bis drei Monaten aufgebraucht werden.
- Nicht jedes Öl ist für Tiere geeignet: Während Olivenöl für Menschen als gesund gilt, liefert es Hunden und Katzen kaum essenzielle Fettsäuren. Dr. Fritz empfiehlt stattdessen Öle wie Sonnenblumen- oder Distelöl als reiche Quelle für Linolsäure.
- Lebertran ist kein Omega-3-Lieferant: Lebertran dient primär der Versorgung mit den Vitaminen A und D und sollte nicht zur Deckung des Bedarfs an Fettsäuren eingesetzt werden. Eine Überdosierung dieser Vitamine ist gefährlich.
- MCT-Öl für die kognitive Gesundheit: Mittelkettige Fettsäuren (MCTs), meist aus Kokosöl gewonnen, liefern dem Gehirn eine alternative Energiequelle in Form von Ketonkörpern. Dies kann besonders bei älteren Hunden die kognitive Funktion unterstützen.
Grundlagen: Was Fette und Fettsäuren im Körper leisten
Dr. Julia Fritz erklärt zu Beginn, dass Fette drei Hauptaufgaben erfüllen: Sie sind ein wichtiger Energielieferant (mit doppelt so vielen Kalorien wie Proteine oder Kohlenhydrate), ein entscheidender Geschmacksträger und vor allem die Quelle für essenzielle Fettsäuren. Diese kann der Körper, ähnlich wie Vitamine, nicht selbst herstellen und ist auf ihre Zufuhr über die Nahrung angewiesen.
Sie unterscheidet Fettsäuren anhand ihrer chemischen Struktur:
- Kettenlänge: Es gibt kurz-, mittel- und langkettige Fettsäuren. Mittelkettige Fettsäuren (MCTs), wie sie in Kokosöl vorkommen, haben laut Dr. Fritz besondere Stoffwechseleigenschaften. Sie werden direkt zur Leber transportiert und dort zu Ketonkörpern umgewandelt, die dem Gehirn als zusätzliche Energiequelle dienen können. Dies wird therapeutisch bei Epilepsie oder zur Unterstützung der kognitiven Funktion bei Senioren genutzt. Die für die Ernährung wichtigsten essenziellen Fettsäuren gehören zu den langkettigen.
- Sättigung: Ungesättigte Fettsäuren enthalten sogenannte Doppelbindungen, die sie chemisch reaktiver und anfälliger für Oxidation (Ranzigwerden) machen. Gleichzeitig sind sie ernährungsphysiologisch besonders wertvoll. Gesättigte Fette, wie in Rindertalg oder Butter, sind bei Zimmertemperatur fest und enthalten keine dieser Doppelbindungen.
Omega-6-Fettsäuren: Der Schlüssel für Haut und Fell
Die wichtigste essenzielle Omega-6-Fettsäure für Hunde und Katzen ist die Linolsäure. Dr. Fritz betont, dass ein Mangel zu Hautproblemen wie Schuppen, trockener Haut und Fellverlust führen kann. Sie berichtet von Praxisfällen, bei denen Hunde ausschließlich mageres Fleisch und Fischöl (Omega-3) erhielten und deutliche Mangelsymptome entwickelten. Die Gabe eines linolsäurereichen Öls führte hier innerhalb kurzer Zeit zu einer sichtbaren Besserung.
Gute Quellen für Linolsäure sind laut Dr. Fritz:
- Pflanzliche Öle wie Sonnenblumenöl, Distelöl oder Nachtkerzenöl
- Tierische Quellen wie Hühnerfett und Eigelb
Für Katzen ist zusätzlich die Arachidonsäure essenziell. Dr. Fritz erklärt, dass Katzen ein Enzym fehlt, um diese Fettsäure aus Linolsäure selbst herzustellen. Da Arachidonsäure ausschließlich in tierischen Fetten vorkommt, ist dies ein weiteres Beispiel für die Anpassung der Katze an eine rein fleischbasierte Ernährung.
Omega-3-Fettsäuren: Die Entzündungshemmer aus dem Meer
Die Omega-3-Familie wird in zwei Gruppen unterteilt. Die pflanzliche Alpha-Linolensäure (ALA), die beispielsweise in Leinöl vorkommt, muss vom Körper erst in die wirksamen Formen umgewandelt werden. Dieser Prozess ist laut Dr. Fritz jedoch sehr ineffizient.
Für eine therapeutische Wirkung sind daher die langkettigen, marinen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) entscheidend. Dr. Fritz erläutert, dass diese Fettsäuren im Körper zu Botenstoffen verarbeitet werden, die Entzündungsprozesse aktiv hemmen. Deshalb sind sie eine wertvolle Unterstützung bei allen chronischen Erkrankungen wie Arthrose, Nieren- und Herzerkrankungen oder Hautleiden.
DHA spielt zudem eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Nervensystems und der Netzhaut, weshalb es besonders für Welpen sowie trächtige und laktierende Hündinnen wichtig ist. Die Hauptquellen für EPA und DHA sind fette Kaltwasserfische (und daraus gewonnenes Fischöl) sowie Algen, aus denen Algenöl hergestellt wird. Algenöl ist eine hervorragende pflanzliche Alternative, die oft sogar höher konzentriert ist als Fischöl.
Qualität, Mythen und die richtige Anwendung in der Praxis
Dr. Fritz gibt klare Empfehlungen zur Auswahl eines guten Öls. Entscheidend sei nicht nur der Preis, sondern vor allem die Qualität. Ein gutes Fisch- oder Algenöl sollte einen deklarierten Gehalt an EPA und DHA aufweisen - für therapeutische Zwecke idealerweise um die 30 %. Da ungesättigte Fettsäuren sehr empfindlich auf Licht und Sauerstoff reagieren, sind dunkle Glas- oder Metallflaschen ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Dr. Fritz warnt vor großen, durchsichtigen Plastikkanistern, da das Öl darin schnell ranzig wird und dann gesundheitsschädlich ist.
Einen weit verbreiteten Mythos entkräftet sie ebenfalls: Die Behauptung, Sonnenblumenöl sei krebserregend, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Dr. Fritz vermutet, dass dieser Irrglaube aus der vereinfachten Darstellung von Omega-6 als „entzündungsfördernd“ entstanden ist, was jedoch nicht bedeutet, dass der Verzehr Entzündungen auslöst. Richtig dosiert, ist es eine exzellente Quelle für die essenzielle Linolsäure.
Praktische Schritte zur Auswahl und Anwendung von Ölen
- Bedarf definieren: Kläre, ob du ein Öl zur allgemeinen Versorgung (z. B. für Haut und Fell) oder zur therapeutischen Unterstützung bei einer Erkrankung (z. B. Arthrose) suchst.
- Für Haut und Fell (Omega-6): Ergänze die Ration mit linolsäurereichen Quellen wie Sonnenblumenöl, Distelöl oder einem Eigelb pro Woche. Dies ist besonders wichtig bei der Fütterung von sehr magerem Fleisch.
- Für Gelenke und chronische Krankheiten (Omega-3): Wähle ein hochwertiges Fisch- oder Algenöl mit einem deklarierten, hohen Gehalt an EPA und DHA. Für Welpen und Zuchthündinnen ist DHA besonders wichtig.
- Auf Verpackung und Frische achten: Kaufe Öle nur in dunklen, lichtgeschützten Behältnissen. Bevorzuge kleinere Flaschen, die du innerhalb von 2-3 Monaten verbrauchst, um sicherzustellen, dass das Öl nicht ranzig wird.
- Richtig lagern und einfrieren: Bewahre angebrochene Flaschen kühl und dunkel auf. Du kannst Öle auch einfrieren, um ihre Haltbarkeit zu verlängern, ohne dass die Qualität leidet.
- Vorsicht bei Lebertran: Setze Lebertran ausschließlich zur gezielten Versorgung mit Vitamin A und D ein (z. B. beim Barfen) und halte dich strikt an die Dosierungsempfehlung. Eine Überdosierung kann zu Vergiftungen führen.
- Spezialöle gezielt nutzen: Für ältere Hunde kann MCT-Öl (aus Kokos) die Gehirnfunktion unterstützen. Für spezifische Probleme wie Hauterkrankungen gibt es fertige Ölmischungen, die verschiedene Fettsäuren optimal kombinieren.
In dieser Episode erwähnt
- Fischöl (Omega-3 Öl): Als Quelle für EPA und DHA zur Entzündungshemmung.
- Algenöl: Als pflanzliche, oft hochkonzentrierte Alternative zu Fischöl für EPA und DHA.
- Lebertran: Als Quelle für Vitamin A und D, nicht für Omega-3-Fettsäuren.
- napfcheck Futteröl Junior: Eine Mischung mit Algenöl zur DHA-Versorgung von Welpen und Zuchthündinnen.
- napfcheck Futteröl Senior: Eine Mischung mit MCT-Öl zur Unterstützung der kognitiven Funktion.
- napfcheck Futteröl 3-6-9: Eine Basis-Ölmischung zur allgemeinen Versorgung mit essenziellen Fettsäuren.
- napfcheck Dermaöl: Eine spezielle Ölmischung zur Unterstützung bei Haut- und Fellproblemen.