Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse - Richtige Ernährung für Hund und Katze

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts napfcheck spricht die Fachtierärztin für Tierernährung, Dr. Julia Fritz, mit der Journalistin Manuela Bauer über Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) bei Hunden und Katzen. Im Fokus stehen die Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) und die Unterfunktion des Organs, die sogenannte exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI).

Die Episode beleuchtet die unterschiedlichen Ursachen, Symptome und Diagnoseverfahren dieser beiden Krankheitsbilder. Der Schwerpunkt liegt auf den spezifischen diätetischen Maßnahmen, die für die erfolgreiche Behandlung entscheidend sind. Dieser Leitfaden ist für alle Tierhalter relevant, deren Hunde oder Katzen an Verdauungsproblemen, Gewichtsverlust oder Bauchschmerzen leiden, und bietet eine klare Orientierung, wie die Fütterung zur Genesung beitragen kann.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Zwei Krankheiten, eine Ursache: Die Episode unterscheidet klar zwischen Pankreatitis (einer schmerzhaften Entzündung) und der exokrinen Pankreasinsuffizienz, kurz EPI (einer Funktionsstörung, bei der zu wenige Verdauungsenzyme produziert werden). Während die Symptome sich ähneln können, erfordern sie völlig unterschiedliche diätetische Ansätze.
  • Die Rolle der Enzyme bei EPI: Dr. Fritz erklärt, dass die wichtigste Maßnahme bei einer EPI die Gabe von Verdauungsenzymen zu jeder Mahlzeit und jedem Leckerli ist. Ohne diese Enzyme kann die Nahrung nicht aufgespalten und verwertet werden, was zu massivem Gewichtsverlust trotz Heißhunger führt.
  • Fettarme Diät bei Pankreatitis (Hund): Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung beim Hund ist eine strikt fettarme Ernährung entscheidend. Dr. Fritz empfiehlt einen Fettgehalt von unter 15 %, bei übergewichtigen Tieren oder erhöhten Blutfettwerten sogar unter 10 % in der Trockensubstanz.
  • Vitamin B12 ist entscheidend: Tiere mit EPI leiden fast immer an einem Mangel an Vitamin B12, da der für die Aufnahme notwendige „Intrinsic Factor“ in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Eine hochdosierte orale Gabe ist laut Dr. Fritz essenziell und kann die Prognose deutlich verbessern.
  • Hohe Verdaulichkeit ist das A und O: Für beide Erkrankungen gilt, dass das Futter hochverdaulich sein muss. Gekochte und pürierte Rationen entlasten den Verdauungstrakt. Insbesondere Kohlenhydrate müssen immer gekocht werden, um verdaulich zu sein.
  • Diagnose ist der Schlüssel: Zur klaren Unterscheidung der Krankheiten sind spezifische Bluttests notwendig. Dr. Fritz hebt hervor, dass der TLI-Wert im Blut der Goldstandard zur Diagnose einer EPI ist, während ein Test der fäkalen Elastase allein nicht aussagekräftig ist.
  • Unterschiede zwischen Hund und Katze: Bei Katzen mit EPI ist das Hauptsymptom oft nur Gewichtsverlust, nicht zwingend Durchfall. Bei einer Pankreatitis ist die Fettrestriktion bei Katzen weniger entscheidend als bei Hunden.

Zwei Krankheiten, ein Organ: Pankreatitis vs. Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI)

Dr. Julia Fritz beginnt mit einer Erklärung der Doppelfunktion der Bauchspeicheldrüse. Der endokrine Teil produziert Hormone wie Insulin zur Blutzuckerregulierung, während der exokrine Teil Verdauungsenzyme herstellt, die Nahrungsbestandteile aufspalten: Amylase für Kohlenhydrate, Lipasen für Fette und Proteasen für Eiweiße.

Die beiden Hauptkrankheiten dieses Organs werden klar voneinander abgegrenzt:

  • Pankreatitis (Entzündung): Hier ist das Organ entzündet, was laut Dr. Fritz extrem schmerzhaft ist. Akute Fälle sind ein medizinischer Notfall, bei dem Tiere oft das Fressen verweigern und eine sogenannte „Gebetshaltung“ einnehmen, um die Schmerzen zu lindern. Die Ernährungstherapie zielt darauf ab, das Organ zu entlasten.
  • Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI): Bei dieser Erkrankung funktioniert das Organ nicht mehr richtig und produziert keine oder zu wenige Verdauungsenzyme. Dr. Fritz beschreibt die typischen Folgen: Die Nahrung wandert unverdaut durch den Darm. Die Tiere magern trotz Heißhunger stark ab, da sie keine Nährstoffe aufnehmen können.

Diagnose: Wie der Tierarzt die richtige Spur findet

Die Diagnose ist entscheidend, da die Behandlungen unterschiedlich sind. Dr. Fritz erläutert die gängigen diagnostischen Schritte, die neben der klinischen Untersuchung und dem Ultraschall vor allem auf spezifischen Blutwerten beruhen.

  • Für die EPI ist der TLI-Wert (Trypsin-like Immunoreactivity) im Blut der entscheidende Marker. Ein erniedrigter Wert bestätigt die Diagnose. Dr. Fritz warnt davor, sich allein auf die Messung der Pankreas-Elastase im Kot zu verlassen. Ein normaler Wert schließt eine EPI zwar meist aus, ein erniedrigter Wert kann aber auch bei gesunden Hunden vorkommen und ist daher kein sicherer Beweis.
  • Für die Pankreatitis wird der cPLI-Wert (canine Pankreatische Lipase Immunoreactivity) im Blut gemessen, um die Entzündung nachzuweisen.

Ernährungsmanagement bei Exokriner Pankreasinsuffizienz (EPI)

Die Behandlung der EPI stützt sich auf zwei Säulen: die Enzymsubstitution und eine hochverdauliche Fütterung.

Enzymsubstitution: Dies ist die Kerntherapie. Dr. Fritz betont, dass Enzyme in Pulverform ideal sind, da sie sich gut mit dem Futter vermischen lassen. Es ist essenziell, dass sie zu jeder Mahlzeit und auch zu Leckerlis gegeben werden, da der Körper selbst keine Enzyme mehr produziert. Die Dosierung sollte sich nicht nur am Körpergewicht, sondern vor allem an der Futtermenge orientieren. Ein häufiger Fehler, so Dr. Fritz, ist die Unterdosierung, insbesondere wenn Tiere anfangs größere Mengen Futter benötigen, um wieder an Gewicht zuzulegen.

Futter: Im Gegensatz zur Pankreatitis ist bei einer EPI eine fettarme Diät nicht zwingend notwendig, solange die Enzyme korrekt dosiert werden. Wichtiger ist eine hohe Verdaulichkeit. Maßnahmen wie das Kochen und Pürieren der Ration können die Nährstoffaufnahme erheblich verbessern. Dr. Fritz erzählt von einem Fall, bei dem allein das Pürieren des Futters bereits zu einer deutlichen Besserung führte.

Vitamin B12: Ein kritischer Punkt bei der EPI ist der Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin). Die Bauchspeicheldrüse produziert den für die Aufnahme notwendigen „Intrinsic Factor“. Fehlt dieser, kommt es zum Mangel. Dr. Fritz erklärt, dass dies prognostisch relevant ist und ein Mangel unbedingt ausgeglichen werden muss, entweder durch wöchentliche Injektionen oder – was heute als ebenso wirksam gilt – durch hochdosierte orale Präparate.

Die Diät bei Pankreatitis: Fett als entscheidender Faktor

Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ist die diätetische Strategie eine andere. Hier steht die Entlastung des Organs im Vordergrund, was vor allem durch eine strikte Fettreduktion erreicht wird.

Fettgehalt beim Hund: Dr. Fritz gibt klare Richtwerte: Bei einer chronischen Pankreatitis sollte der Fettgehalt der Ration unter 15 % in der Trockensubstanz (TS) liegen. Sind die Blutfettwerte erhöht oder das Tier übergewichtig, sollte der Wert sogar unter 10 % in der TS liegen. Da diese Angabe für Laien schwer zu interpretieren ist, liefert sie eine Faustregel: Ein Fettgehalt von unter 10 % in der TS entspricht etwa 2 - 3 % bei Nassfutter und 8 - 9 % bei Trockenfutter.

Fettgehalt bei der Katze: Bei Katzen spielt der Fettgehalt eine geringere Rolle als bei Hunden. Hier kann ein Nassfutter mit bis zu 5 % Fett noch geeignet sein.

Akute Pankreatitis: Im akuten Stadium ist die Situation ernster. Dr. Fritz betont, dass eine schnelle tierärztliche Behandlung mit Schmerz- und Flüssigkeitstherapie lebenswichtig ist. Entgegen früherer Annahmen wird heute eine möglichst frühe Fütterung (innerhalb von 48 Stunden) angestrebt, notfalls über eine Sonde, um eine Futteraversion zu vermeiden und den Darm zu unterstützen.

Praktische Protokolle für die Fütterung

Basierend auf den Erklärungen von Dr. Fritz lassen sich folgende Handlungsempfehlungen ableiten:

  1. Bei Verdacht auf exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI):
    • Enzyme konsequent füttern: Geben Sie Verdauungsenzyme in Pulverform zu jeder Mahlzeit und jedem Leckerli. Mischen Sie das Pulver gut unter das Futter.
    • Futter anpassen: Wählen Sie eine hochverdauliche Ration. Kochen oder pürieren Sie das Futter, um die Verdauung zu erleichtern.
    • Vitamin B12 prüfen: Lassen Sie den B12-Spiegel im Blut kontrollieren und gleichen Sie einen Mangel mit hochdosierten Präparaten aus.
    • Mehrere kleine Mahlzeiten: Füttern Sie lieber mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt als eine große.
  2. Bei einer Pankreatitis (insbesondere beim Hund):
    • Fett strikt reduzieren: Halten Sie den Fettgehalt unter 15 % in der Trockensubstanz (TS), bei Risikopatienten unter 10 % TS. Kontrollieren Sie die Angaben auf Fertigfutter oder wählen Sie mageres Fleisch wie Tatar, wenn Sie selbst kochen.
    • Auf Verdaulichkeit achten: Kochen Sie alle Zutaten, insbesondere Kohlenhydrate wie Reis oder Kartoffeln, sehr weich.
    • Omega-3-Fettsäuren ergänzen: Hochwertige Fisch- oder Algenöle können helfen, die Entzündung zu bekämpfen. Wägen Sie dies jedoch gegen den zusätzlichen Fettgehalt ab.
    • Akute Phasen ernst nehmen: Eine akute Pankreatitis ist ein Notfall. Suchen Sie sofort einen Tierarzt auf.

In dieser Episode erwähnt (napfcheck-Produkte)

  • Futtermittel: RC Anallergenic (ein hydrolysiertes Diätfutter, das bei Allergien und Verdauungsproblemen eingesetzt wird)
  • Nahrungsergänzungen:
    • Ulmenrinde: Zum Schutz der Magenschleimhaut, z. B. bei Nüchternerbrechen.
    • Enteral: Ein hochdosiertes Vitamin-B12-Präparat in Pulverform zur oralen Gabe.
    • Novomineral: Eine Mineralstoff- und Vitaminergänzung für selbst zubereitete Rationen.
    • Algenöl und Fischöl: Quellen für entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren.
    • Haufenhilfe: Ein Faserprodukt zur Verbesserung der Kotkonsistenz.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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