Mythen der Hundefütterung: Was wirklich stimmt und was nicht

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts napfcheck entlarvt Dr. Julia Fritz, Fachtierärztin für Tierernährung, hartnäckige Mythen rund um die Fütterung von Hunden. Gemeinsam mit Moderatorin Manuela Bauer geht sie den Ursprüngen von Falschinformationen auf den Grund und widerlegt gängige Behauptungen mit wissenschaftlichen Fakten und praktischen Beispielen.

Die Episode richtet sich an alle Hundebesitzer:innen, die im Dschungel der Futter-Tipps den Überblick verloren haben und fundierte, verlässliche Informationen suchen. Die zentrale Frage lautet: Welche weitverbreiteten Glaubenssätze zur Hundeernährung sind wissenschaftlich haltbar und welche gehören endgültig ins Reich der Märchen?

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Trocken- und Nassfutter mischen ist unbedenklich: Die Behauptung, unterschiedliche Verdauungszeiten würden Probleme verursachen, ist laut Dr. Fritz falsch. Solange ein Hund die Mischung verträgt, ist sie problemlos möglich.
  • Rohes Fleisch macht Hunde nicht aggressiv: Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage für diesen Mythos. Sein Ursprung liegt vermutlich in alten, überholten Praktiken bei der Ausbildung von Jagdhunden.
  • Hunde sind keine reinen Fleischfresser: Anders als Wölfe haben sich Hunde im Laufe der Domestikation an eine stärkehaltige Nahrung angepasst und können Kohlenhydrate wie Getreide sehr gut verdauen.
  • Eine vegetarische Ernährung für Hunde ist möglich: Mit sorgfältiger Planung und hochwertigen Proteinquellen wie Eiern oder Milchprodukten kann ein Hund vegetarisch ernährt werden. Wichtig ist, die Nährstoffversorgung durch einen Experten prüfen zu lassen.
  • Giardien durch Kohlenhydratentzug "aushungern" ist schädlich: Dr. Fritz warnt eindringlich davor, bei einem Giardienbefall auf Kohlenhydrate zu verzichten. Dies ist wirkungslos gegen die Parasiten und kann die Magen-Darm-Probleme des Hundes verschlimmern.
  • Fasten bei Durchfall ist überholt: Die aktuelle Empfehlung lautet, den Darm mit kleinen, leicht verdaulichen Mahlzeiten (Schonkost) zu versorgen, anstatt ihn komplett ruhen zu lassen. Dies unterstützt die Regeneration der Darmschleimhaut.
  • Getreide ist kein pauschal schädlicher Füllstoff: Getreide ist ein wertvoller Energielieferant und nur für wenige Hunde ein Allergen. Der schlechte Ruf ist unbegründet und basiert oft auf falschen Vergleichen mit der Ernährung von Wölfen.

Grundlagen der Fütterung: Mythen rund um Futterarten

Dr. Julia Fritz beginnt mit einem Klassiker: dem Verbot, Trocken- und Nassfutter zu mischen. Sie erklärt, dass die Sorge vor unterschiedlichen Verdauungszeiten unbegründet ist. Anhand des menschlichen Beispiels einer Mahlzeit aus Fleisch, Knödel und Salat – alles mit unterschiedlichen Verdauungszeiten – verdeutlicht sie die Absurdität dieser Annahme. Für den Verdauungstrakt eines gesunden Hundes stellt eine gemischte Mahlzeit keine Herausforderung dar. Ebenso weist sie die extreme Behauptung, Fertigfutter sei „giftig“ oder ein „Tod auf Raten“, entschieden zurück. Sie verweist auf das strenge Futtermittelrecht, das die Gesundheit der Tiere sicherstellen soll, und erklärt, dass Alleinfuttermittel im Gegensatz zu menschlichem Fastfood ausgewogen und bedarfsdeckend konzipiert sind.

Ein weiterer Mythos betrifft die Angst vor Magendrehungen. Die Behauptung, kaltgepresstes Futter oder BARF würde diese verhindern, lässt sich laut Dr. Fritz nicht belegen. Eine Magendrehung sei ein multifaktorielles Geschehen, das vor allem große Rassen mit tiefem Brustkorb betrifft. Der scheinbare Zusammenhang zwischen Trockenfutter und Magendrehungen entstehe dadurch, dass große Hunde überproportional häufig mit Trockenfutter ernährt werden - ein statistischer Zusammenhang (Korrelation), aber kein Beweis für eine Ursache (Kausalität).

Der Hund und der Wolf: Mythen zur „natürlichen“ Ernährung

Viele Mythen speisen sich aus dem Vergleich des Hundes mit seinem Vorfahren, dem Wolf. Dr. Fritz stellt klar, dass dieser Vergleich in Ernährungsfragen oft hinkt. So sei die Annahme, Hunde sollten ausschließlich Fleisch fressen, falsch. Durch die lange Domestikation und das Zusammenleben mit dem Menschen haben Hunde die Fähigkeit entwickelt, Stärke effizient zu verdauen. Sie besitzen, anders als Wölfe, deutlich mehr Genkopien für das stärke-spaltende Enzym Amylase.

Auch die Vorstellung, rohes Fleisch würde Hunde aggressiv machen, entkräftet Dr. Fritz. Gäbe es einen solchen Zusammenhang, müssten die vielen gebarften Hunde Verhaltensauffälligkeiten zeigen, was nicht der Fall sei. Der Mythos gehe vermutlich auf veraltete Vorstellungen zurück, man könne Jagdhunde durch Rohfleisch „scharf machen“. Sie erklärt zudem, dass das Kochen von Fleisch zwar die Proteinstruktur verändert und Röstaromen erzeugt, die enthaltenen Aminosäuren aber für den Körper gleichermaßen verfügbar bleiben.

Spezialdiäten und Futter-Ideologien: Vegetarisch und Getreidefrei

Dr. Fritz adressiert zwei stark polarisierende Themen. Zuerst stellt sie klar, dass Hunde, anders als Katzen (strikte Fleischfresser), vegetarisch ernährt werden können. Sie bezeichnet Hunde als „Flexitarier“. Eine gut geplante vegetarische Ration mit Eiern und Milchprodukten kann den Bedarf decken, da diese Proteinquellen genauso hochwertig wie Fleisch sind. Dennoch betont sie, dass bei einer rein pflanzlichen Ernährung auf kritische Nährstoffe wie Vitamin B12, Taurin und Carnitin geachtet und eine Ergänzung in Betracht gezogen werden sollte.

Anschließend widmet sie sich ihrem persönlichen „Lieblingsmythos“: der generellen Verteufelung von Getreide. Die Behauptungen, Getreide sei unverdaulich, verursache Allergien oder sei ein nutzloser Füllstoff, seien falsch. Gekochtes Getreide ist für Hunde sehr gut verdaulich. Zwar kann Getreide Allergien auslösen, statistisch gesehen ist Rindfleisch jedoch ein häufigerer Auslöser. Der Grund, warum Getreide oft als Allergen auftaucht, liegt in seiner weiten Verbreitung in Futtermitteln, was zu mehr Kontakt und somit potenziell mehr Reaktionen führt. Dr. Fritz betont den Wert von Kohlenhydraten als wichtige Energiequelle, insbesondere in der Diätetik kranker Tiere.

Mythen bei Magen-Darm-Erkrankungen

Im Kontext von Verdauungsproblemen analysiert Dr. Fritz drei weitverbreitete Annahmen. Die erste ist der Versuch, Giardien durch den Verzicht auf Kohlenhydrate „auszuhungern“. Sie erklärt dies für einen gefährlichen und wirkungslosen Mythos. Zwar nutzen Giardien Zucker als Energiequelle, doch sie können auch ohne zugefütterte Kohlenhydrate im Darm überleben. Eine erzwungene protein- und fettreiche Diät belastet den ohnehin schon angegriffenen Darm zusätzlich und kann die Symptome verschlimmern.

Die zweite Annahme ist das 24-stündige Fasten bei Durchfall. Dies sei eine veraltete Praxis. Die moderne Veterinärmedizin empfiehlt stattdessen eine frühe Fütterung mit kleinen Portionen leicht verdaulicher Schonkost. Dies versorgt die Zellen der Darmschleimhaut mit Nährstoffen und fördert deren Heilung.

Zuletzt geht sie auf die berühmte Morosche Möhrensuppe ein. Dr. Fritz bestätigt deren Wirksamkeit, erklärt aber den wissenschaftlichen Hintergrund: Durch das lange Kochen der Karotten entstehen spezielle Zuckermoleküle, an die sich bestimmte krankmachende Bakterien anheften. Diese werden dann mitsamt dem Nahrungsbrei ausgeschieden. Die Suppe ist also besonders bei bakteriell bedingten Durchfällen sinnvoll, aber auch generell eine gute Schonkost-Option.

Praktische Schritte und Empfehlungen

  1. Mythen kritisch hinterfragen: Nutze als erste Faustregel den Vergleich mit dem Menschen. Viele Behauptungen, die für den menschlichen Organismus unlogisch klingen (z. B. das strikte Trennen von Lebensmittelgruppen), sind es auch für den Hund.
  2. Bei Magen-Darm-Problemen richtig handeln: Statt den Hund fasten zu lassen, biete ihm kleine, häufige Mahlzeiten einer leicht verdaulichen Schonkost an (z. B. gekochtes Huhn mit Reis, Hafer- oder Reisschleim, Moro-Suppe).
  3. Vorsicht bei radikalen Diäten: Eine drastische Futterumstellung, wie der komplette Verzicht auf Kohlenhydrate bei Giardien, ist oft kontraproduktiv. Halte dich an die Empfehlungen deines Tierarztes und bleibe bei einem Futter, das der Hund gut verträgt.
  4. Vegetarische Fütterung planen: Wenn du deinen Hund vegetarisch ernähren möchtest, stelle sicher, dass hochwertige Proteine (Eier, Quark) enthalten sind. Lasse die Ration idealerweise von einer Fachtierärztin oder einem Fachtierarzt für Tierernährung überprüfen, um Nährstoffmängel zu vermeiden.
  5. Getreide nicht pauschal verteufeln: Solange dein Hund keine nachgewiesene Allergie oder Unverträglichkeit hat, gibt es keinen Grund, auf Getreide als wertvollen Energielieferanten zu verzichten.

In dieser Episode erwähnt

  • Zeitschrift: Dr. Fritz erwähnt einen von ihr verfassten Artikel zum Thema Futtermythen in der Zeitschrift "Partner Hund".
  • Buch: Sie verweist auf ein von ihr 2012 geschriebenes Buch "Hunde barfen: Alles über Rohfütterung" über das Barfen, in dem sie unter anderem die Moro-Suppe recherchiert hat.

🔗 Zugehörige Folge(n)

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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