Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In der ersten Episode des Podcasts napfcheck führt die Fachtierärztin für Tierernährung, Dr. Julia Fritz, im Gespräch mit der Journalistin Manuela Bauer in die Grundlagen der Welpenernährung ein. Die Episode beleuchtet die kritischen Phasen des Wachstums und erklärt, wie häufige, aber vermeidbare Fütterungsfehler zu ernsthaften und dauerhaften Gelenk- und Skeletterkrankungen führen können.
Zentrale Themen sind die richtige Futtermenge zur Steuerung der Wachstumsgeschwindigkeit, die Bedeutung von Kalzium und Phosphor sowie die Vor- und Nachteile verschiedener Fütterungsarten wie Fertigfutter und BARF. Diese Episode ist eine unverzichtbare Ressource für alle neuen Welpenbesitzer:innen, die sicherstellen wollen, dass ihr junger Hund einen gesunden Start ins Leben hat.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Wachstumskontrolle ist entscheidend: Dr. Julia Fritz betont, dass das wöchentliche Wiegen und Abgleichen mit einer Wachstumskurve die wichtigste Maßnahme ist. So verhinderst du, dass dein Welpe zu schnell wächst, was zu Gelenkproblemen führen kann.
- Energie steuert das Wachstum, nicht Protein: Entgegen einem weit verbreiteten Mythos ist nicht ein hoher Eiweißgehalt schädlich, sondern eine zu hohe Energiezufuhr (Kalorien). Überschüssige Energie führt bei Welpen direkt zu beschleunigtem Längenwachstum, nicht zu sichtbarem Fett.
- Behutsame Futterumstellung: Nach dem Einzug sollte der Welpe für ein bis zwei Wochen das vom Züchter bekannte Futter erhalten, um den Stress für den Verdauungstrakt zu minimieren. Eine spätere Umstellung muss langsam und schrittweise erfolgen.
- Welpen-Fertigfutter als sichere Basis: Ein hochwertiges, als "Welpenfutter" deklariertes Fertigfutter ist laut Dr. Fritz in der Regel eine sichere Wahl, da es auf die spezifischen Nährstoffbedürfnisse, wie das Kalzium-Phosphor-Verhältnis, abgestimmt ist.
- Selbstgemachte Rationen nur mit Expertenhilfe: Wenn du für deinen Welpen kochen oder ihn barfen möchtest, ist ein professionell erstellter Futterplan unerlässlich. Eigenmächtige Rationen führen oft zu gefährlichen Nährstoffimbalancen.
- Verlasse dich nicht auf die Optik: Ein Welpe kann schlank und sportlich aussehen, aber trotzdem bereits zu schnell wachsen und zu schwer für sein Alter sein. Nur die Waage und die Wachstumskurve geben verlässliche Auskunft.
- Leckerlis und Kauartikel einberechnen: Belohnungen sind für die Erziehung wichtig, ihre Kalorien müssen aber von der Tagesration abgezogen werden, um die Energiebilanz nicht zu gefährden.
Die ersten Wochen: Futterumstellung und Eingewöhnung
Dr. Julia Fritz rät dringend dazu, einem Welpen nach dem Einzug für mindestens ein bis zwei Wochen das Futter weiterzugeben, das er bereits vom Züchter kennt. Der Umzug bedeutet für den jungen Hund erheblichen Stress durch die Trennung von Mutter und Geschwistern, eine neue Umgebung und ein fremdes "Keimmilieu". Eine sofortige Futterumstellung würde das sich entwickelnde Verdauungs- und Immunsystem zusätzlich belasten und kann leicht zu Durchfall führen. Wenn eine Umstellung gewünscht ist, sollte sie sehr langsam erfolgen. Ein Tipp von Dr. Fritz für die ersten Tage ist, den Welpen sogar etwas knapper als gewohnt zu füttern, um den Verdauungstrakt zu schonen.
Bei Hunden aus dem Tierschutz, deren Futterhistorie unbekannt ist, empfiehlt sie, vorsichtig zu beginnen. Diese Hunde sind oft an eine karge Kost gewöhnt. Eine plötzliche Umstellung auf ein sehr hochwertiges, proteinreiches Futter kann zu massiven Verdauungsproblemen führen. Hier gilt der Grundsatz: Weniger ist anfangs oft mehr.
Das A und O der Welpenfütterung: Die Wachstumskurve
Die korrekte Steuerung der Wachstumsgeschwindigkeit ist laut Dr. Fritz der wichtigste Faktor in der Welpenernährung. Die Hauptursache für fütterungsbedingte Skeletterkrankungen ist ein zu schnelles Wachstum, das durch eine zu hohe Energieaufnahme (Kalorien) verursacht wird. Anders als erwachsene Hunde legen Welpen bei einem Kalorienüberschuss keine Fettreserven an, sondern "schießen in die Höhe". Dieses beschleunigte Wachstum überlastet die noch nicht ausgereiften Gelenke und Knochen.
Dr. Fritz warnt davor, sich auf die Optik des Welpen zu verlassen. Ein Hund kann schlank aussehen und trotzdem bereits zu schwer sein und zu schnell wachsen. Das einzig verlässliche Werkzeug zur Kontrolle ist eine Wachstumskurve, die auf das erwartete Endgewicht des Hundes ausgelegt ist. Sie empfiehlt, den Welpen einmal pro Woche zu wiegen und das Gewicht in die Kurve einzutragen. Das Ziel ist es, dass der Hund sich auf oder idealerweise leicht unterhalb der Kurve entwickelt. Langsames Wachstum ist niemals ein Problem. Bei Mischlingen, wie dem in der Sendung erwähnten "Walter", muss das Endgewicht von einem Tierarzt geschätzt werden, um eine passende Kurve als Orientierung zu nutzen.
Nährstoffbedarf: Die entscheidende Rolle von Kalzium und Phosphor
Neben der Energiemenge ist die Versorgung mit Mineralstoffen, allen voran Kalzium und Phosphor, für ein gesundes Knochenwachstum entscheidend. Dr. Fritz erklärt, dass Kalzium die primäre "Gerüstsubstanz" der Knochen ist. Sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss kann zu schweren Skelettproblemen führen. Genauso wichtig ist das Verhältnis von Kalzium zu Phosphor, das bei Welpen bei etwa 1,5 zu 1 liegen sollte, um eine optimale Aufnahme beider Mineralstoffe zu gewährleisten.
Während kommerzielles Alleinfutter für Welpen in der Regel korrekt bilanziert ist, stellt die richtige Versorgung bei selbst zubereiteten Rationen die größte Herausforderung dar. Hier ist die Ergänzung durch ein spezielles Mineralpulver absolut notwendig, um gefährliche Defizite oder Ungleichgewichte zu vermeiden.
Fütterungsarten im Vergleich: Fertigfutter, Kochen und BARF
Dr. Julia Fritz stellt klar, dass ein Welpe mit jeder Fütterungsart gesund aufwachsen kann, solange sie bedarfsgerecht ist. Die Fehlerquellen sind jedoch unterschiedlich verteilt.
- Fertigfutter für Welpen: Dies ist für die meisten Besitzer die sicherste Methode. Hochwertige Produkte sind ausgewogen und enthalten alle nötigen Nährstoffe im richtigen Verhältnis. Dennoch muss die Futtermenge individuell über die Wachstumskurve gesteuert werden, da die Empfehlungen auf der Verpackung nur Durchschnittswerte sind.
- Selbstgemachte Rationen (Kochen oder BARF): Diese Methoden sind möglich, erfordern aber fundiertes Wissen. Dr. Fritz rät dringend davon ab, eine Ration "nach Gefühl" zusammenzustellen. Die Gefahr, schwere Fehler bei der Versorgung mit Kalzium, Phosphor und anderen Nährstoffen zu machen, ist sehr hoch. Wer diesen Weg gehen möchte, sollte sich unbedingt einen professionellen, auf das Wachstum des Welpen abgestimmten Futterplan von einer Fachexpertin erstellen lassen.
Häufige Mythen und Probleme in der Praxis
Mythos "Zu viel Eiweiß schadet dem Wachstum": Diesen Mythos widerlegt Dr. Fritz entschieden. Er basiert auf alten Studien, die fälschlicherweise den Proteingehalt für Wachstumsprobleme verantwortlich machten, obwohl tatsächlich eine zu hohe Energiezufuhr die Ursache war. Moderne Studien belegen, dass ein hoher Proteingehalt bei kontrollierter Kalorienmenge unbedenklich ist. Würde der Mythos stimmen, müssten alle gebarften Welpen, die sehr proteinreich ernährt werden, Probleme entwickeln - was nicht der Fall ist.
Skelettwachstumsstörungen: Dr. Fritz verweist auf eine Auswertung, bei der 95 % der Welpen mit Wachstumsproblemen, die in eine Ernährungsberatung kamen, Fütterungsfehler aufwiesen. Ein lahmender Welpe ist daher immer ein Alarmsignal, das eine Überprüfung der Fütterung erfordert.
Durchfall: Welpen neigen häufiger zu Durchfall. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Parasiten über Stress bis hin zu einfachen Futtermittelunverträglichkeiten, etwa durch schwer verdauliche Kauartikel. Es muss sich nicht sofort um eine Futtermittelallergie handeln.
Praktische Schritte für die Welpenernährung
- Futter beibehalten: Füttere in den ersten 1 - 2 Wochen nach Ankunft deines Welpen das Futter, das er vom Züchter kennt.
- Wachstumskurve nutzen: Besorge dir eine Wachstumskurve, die zum erwarteten Endgewicht deines Hundes passt. Bei Mischlingen lass das Gewicht von deinem Tierarzt schätzen.
- Wöchentlich wiegen: Wiege deinen Welpen einmal pro Woche unter denselben Bedingungen (z. B. morgens vor dem Fressen) und trage das Ergebnis in die Kurve ein.
- Futtermenge anpassen: Steuere die tägliche Futtermenge so, dass dein Welpe auf oder leicht unter der Idealkurve bleibt. Die Angaben auf der Verpackung sind nur Richtwerte.
- Fütterungsart wählen: Entscheide dich für ein hochwertiges Welpen-Fertigfutter (sicherste Option) oder lasse dir für selbst zubereitete Rationen (Kochen, BARF) einen professionellen Futterplan erstellen.
- Leckerlis einplanen: Belohnungen sind für die Erziehung wichtig. Ziehe die Kalorienmenge der Leckerlis von der Hauptfutterration ab oder verwende einen Teil des Trockenfutters als Belohnung.
- Mahlzeiten aufteilen: Füttere junge Welpen drei- bis viermal täglich, da ihr Magen noch klein ist und sie im Verhältnis viel Futter benötigen.
- Alarmsignale beachten: Konsultiere bei Lahmheit oder anhaltendem Durchfall einen Tierarzt und überprüfe kritisch die gesamte Fütterung, einschließlich aller Kauartikel und Leckerlis.
In dieser Episode erwähnt
- Wachstumskurven: Kostenlos verfügbar auf napfcheck.de oder der neutraleren Seite futter-rechner.de.
- Nahrungsergänzungsmittel für Welpen: Das Produkt Novomineral Junior wird als Beispiel für eine Mineralstoffmischung für selbstgemachte Rationen genannt.