Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser Folge des Podcasts "Kunde Stunde" begrüßt Moderatorin Conny Sporrer erneut den Hundetrainer und Trickdog-Spezialisten Lukas Pratschker. Bekannt wurde Pratschker durch seinen Sieg bei "Das Supertalent" 2013 mit seinem Border Collie Falco und seine zahlreichen Erfolge im Dogdance und Trickdog. Das Gespräch bietet einen tiefen und persönlichen Einblick in die Entwicklung eines Profis: Es beleuchtet Pratschkers Rückkehr in den Turniersport mit einer neuen Philosophie, seinen unkonventionellen Trainingsansatz bei seinem Junghund Bowie und den emotionalen Umgang mit dem Tod seines einstigen Partners Falco. Die Episode adressiert die zentrale Frage, wie sich Trainingsphilosophien durch Erfahrung, Erfolg und auch Verlust verändern und was in der Mensch-Hund-Beziehung jenseits von perfekter Leistung wirklich zählt.
Die wichtigsten Erkenntnisse
- Vom Leistungsdruck zur Leichtigkeit: Nach einer Pause vom Turniersport kehrt Lukas Pratschker mit einer neuen, entspannteren Einstellung zurück. Der Spaß seines Hundes steht nun absolut im Vordergrund, nicht mehr der Zwang, perfekt sein zu müssen.
- Unkonventionelles Welpentraining: Sein neuer Hund Bowie lernte bewusst erst spät die Kommandos "Sitz" oder "Platz". Pratschker priorisiert aus physiologischen Gründen die natürliche körperliche Entwicklung und den Muskelaufbau, bevor er statische Positionen trainiert.
- Das Konzept ist entscheidend: Für erfolgreiches Trick-Training ist ein detaillierter, durchdachter Plan unerlässlich. Bevor man mit dem Hund arbeitet, sollte man genau wissen, wie die Übung aufgebaut wird, um Frustration zu vermeiden und schnell zum Erfolg zu kommen.
- Reflexion und Reue als Motor für Veränderung: Der schmerzliche Verlust seines Supertalent-Hundes Falco führte bei Pratschker zu einer tiefen Reflexion. Er bereut heute, in seiner Jugend Trainingsmethoden mit Druck und Zwang angewendet zu haben, und setzt deshalb nun auf eine rein positive und lockere Herangehensweise.
- Authentizität bei Live-Auftritten: Pannen und unvorhergesehene Situationen gehören bei Shows mit Tieren dazu. Anstatt sie zu vertuschen, kann ein ehrlicher und humorvoller Umgang damit die Verbindung zum Publikum stärken und sympathisch wirken.
- Die Herausforderung der Mehrhundehaltung: Das Leben mit sechs Hunden ist erfüllend, bringt aber logistische Hürden mit sich, insbesondere bei der Suche nach hundefreundlichen Hotels oder Ferienunterkünften, die ein ganzes Rudel willkommen heißen.
Leichtigkeit statt Leistungsdruck: Ein neuer Blick auf den Hundesport
Lukas Pratschker berichtet, dass er nach einer längeren Pause unerwartet wieder in die Welt der Hundesport-Turniere eingestiegen ist. Nachdem der Druck, perfekt sein zu müssen, ihm früher die Freude genommen hatte, ließ er sich von seinen Schülern zu einem kleinen, internationalen Dogdance-Turnier überreden. Seine neue Herangehensweise war geprägt von Lockerheit und dem Fokus auf den Spaß seines jungen Hundes Bowie. Er bereitete sich kaum vor, entschied erst vor Ort über sein Outfit und schnitt die Musik für die Choreografie quasi auf dem Weg zum Turnier. Dieser entspannte Ansatz führte nicht nur zu einem Sieg in der offiziellen Klasse, sondern entfachte auch seine Leidenschaft für den Turniersport neu. Sein langfristiges, aber ambitioniertes Ziel ist nun die Dogdance-Weltmeisterschaft 2027, die in Österreich stattfinden wird.
Ein unkonventioneller Trainingsansatz: Warum "Sitz" und "Platz" warten müssen
Eine der überraschendsten Enthüllungen im Gespräch ist, dass Pratschkers eineinhalbjähriger Border Collie Bowie die Grundkommandos "Sitz" und "Platz" noch nicht beherrscht. Dies ist eine bewusste Entscheidung, die auf zwei Hauptgründen basiert. Erstens erklärt Pratschker, dass er im Alltag bisher keinen Bedarf für diese Kommandos hatte. Stattdessen nutzt er andere Signale, wie etwa ein Handsignal, um den Hund zur Seite zu schicken.
Der weitaus wichtigere Grund ist jedoch physiologischer Natur. In Anlehnung an Studien, wie die des Tierarztes Dr. Martin Fischer von der Universität Jena, möchte Pratschker, dass sein Hund erst vollständig körperlich ausgereift ist. Er soll zunächst die nötige Muskulatur aufbauen, bevor er in statische, potenziell belastende Positionen gebracht wird. So hofft er, orthopädischen Problemen vorzubeugen. Stattdessen konzentriert sich sein Training auf flüssige Bewegungen und Tricks wie Drehungen, Slalom durch die Beine oder eine Verbeugung. Ein weiteres persönliches Ziel ist es, alle Tricks ohne das Führen mit einem Leckerli (Locken) aufzubauen.
Abschied und Neubeginn: Der Umgang mit dem Verlust von Lebenshund Falco
Lukas Pratschker spricht sehr offen und emotional über den Tod seines berühmten Hundes Falco, der für ihn ein Lebens- und Herzenshund war. Falco begleitete ihn durch seine Jugend und war der Partner, mit dem er unglaubliche Erfolge feierte. Der Verlust war und ist schwer, doch Pratschker hat Strategien entwickelt, um damit umzugehen, etwa das tägliche Aufschreiben von Erinnerungen. Er erzählt, dass Falcos Tod – verursacht durch die Zeckenkrankheit Babesiose – sehr plötzlich kam, aber so "schön" wie möglich war: bis zum letzten Tag fit und glücklich beim Training und am Ende friedlich eingeschlafen.
Diese Erfahrung führte zu einer tiefen Selbstreflexion. Pratschker bereut heute zutiefst, in seiner Jugend und aus Unwissenheit Trainingsmethoden mit Druck und aversiven Mitteln (z. B. Leinenruck) bei dem sensiblen Falco angewendet zu haben. Dieses Bedauern ist der direkte Antrieb für seine heutige, ausschließlich positive und geduldige Trainingsphilosophie. Er betont, dass er bei seinem neuen Hund Bowie alles anders macht und die Dinge viel gelassener angeht, auch wenn dieser noch keine perfekte Leinenführigkeit zeigt.
Pannen und Peinlichkeiten: Die Wahrheit über Live-Auftritte
Auf die Frage nach Pannen bei seinen zahlreichen Shows teilt Pratschker humorvolle Anekdoten. Er erzählt von einer Situation, in der sein Hund Joke aus Stress begann, sein Bein zu rammeln – mitten bei einem Auftritt vor Fernsehkameras. Kurzerhand verkaufte er die Aktion als einstudierten Trick, was vom Publikum mit Applaus gefeiert wurde. Bei einem anderen Auftritt stürmte sein junger Hund Bowie in Richtung eines kleinen, weißen Hundes am Rande der Auftrittsfläche und fixierte ihn. Solche Momente sind ihm zwar unangenehm, aber er und Conny Sporrer sind sich einig, dass Authentizität und ein souveräner, humorvoller Umgang mit solchen Pannen das Publikum oft mehr begeistern als eine perfekte, aber sterile Show. Es zeigt die Realität des Lebens mit Tieren und macht die Trainer menschlich.
Trainings-Einblicke
- Konzept vor Aktion im Trick-Training: Ein klarer, schrittweiser Plan muss entwickelt werden, bevor man mit dem Training eines neuen Tricks beginnt. Das genaue Setting, die Platzierung der Belohnung und den effizientesten Weg zum Ziel gilt es sich zu überlegen. Laut Pratschker verhindert eine gute Vorbereitung Frustration bei Mensch und Hund und führt schneller zum Erfolg.
- Die passenden Tricks für den Hund wählen: Nicht jeder Hund ist für jeden Trick geeignet. Essentiell ist das Erkennen individueller Stärken und Schwächen des Hundes (z. B. feinmotorische Fähigkeiten vs. Schnelligkeit) und das Auswählen von Übungen, die zu seinem Typ passen.
- Physiologie des Hundes berücksichtigen: Insbesondere bei jungen Hunden sollten Übungen, die natürliche und flüssige Bewegungen fördern, im Vordergrund stehen. Belastende, statische Positionen wie ein formales "Sitz" oder "Platz" können warten, bis der Hund körperlich voll ausgereift ist, um Gelenke und Muskulatur zu schonen.
- Trainings-Tipp "Kopf neigen": Um einem Hund beizubringen, auf Signal den Kopf schräg zu legen, schlägt Lukas Pratschker vor, ein Leckerli in der geschlossenen Faust zu halten. Der Hund muss den Kopf neigen, um an das Leckerli zu gelangen. Genau dieser Moment des Neigens wird dann mit einem Markersignal bestätigt und belohnt.
- Druck im Training vermeiden: Er empfiehlt kritische Reflexion der eigenen Trainingsmethoden. Das Ziel sollte immer eine partnerschaftliche Zusammenarbeit und gemeinsamer Spaß sein, nicht das Erreichen eines Ziels um jeden Preis. Druck kann, besonders bei sensiblen Hunden, die Beziehung nachhaltig schädigen.
- Verantwortung in der Mehrhundehaltung: Das Wohlbefinden und die Stabilität des bestehenden Rudels müssen immer oberste Priorität haben, wenn die Aufnahme eines neuen Hundes in Erwägung gezogen wird. Es sollte ehrlich geprüft werden, ob die aktuelle Lebenssituation und Rudelkonstellation für einen weiteren Hund, insbesondere einen aus dem Tierschutz mit potenziellen Herausforderungen, wirklich passend ist.
Mein persönlicher Eindruck dieser Folge
Ich fand es spannend, einen so offenen Einblick in das Training eines Profis zu bekommen. Die Folge zeigt eindrücklich, dass es im Hundetraining nie nur um Techniken geht, sondern immer auch um Erfahrung, Bindung und Beziehung. Besonders interessant fand ich den unkonventionellen Ansatz, Kommandos wie „Sitz“ und „Platz“ bewusst hinauszuzögern - ein Gedanke, der mich überrascht hat, für Frida aber auch passend gewesen wäre. Berührt hat mich außerdem die Offenheit, mit der Lukas Pratschker über den Verlust seines Hundes Falco und über frühere Fehler im Training spricht. Es macht Mut zu sehen, wie aus solchen Erfahrungen neue Wege entstehen können, die mehr Leichtigkeit und Freude in die gemeinsame Arbeit mit dem Hund bringen.
Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.