Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser Episode des Podcasts „Sitz! Platz! Bleibt!“ geben die Hosts Nicole und Sami einen praxisnahen und fundierten Überblick über das oft trockene, aber essenzielle Thema Versicherungen für Hunde. Sami, der früher als Fachanwalt für Versicherungsrecht tätig war, teilt seine Expertise und erklärt, welche Policen unverzichtbar sind, welche je nach Lebenssituation sinnvoll sein können und wie man im Schadensfall richtig handelt.
Die Episode beleuchtet die vier wichtigsten Versicherungsarten für Hundehalter: die Tierhalter-Haftpflichtversicherung, Kranken- und OP-Versicherungen, Seminar-Rücktrittsversicherungen und Tierbestattungsversicherungen. Diese Folge ist eine unverzichtbare Ressource für alle Hundebesitzer, vom Welpen-Neuling bis zum erfahrenen Halter, die finanzielle Risiken minimieren und für den Ernstfall bestmöglich vorsorgen möchten.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Tierhalter-Haftpflicht ist ein Muss: Laut Sami ist die Tierhalter-Haftpflichtversicherung die einzige absolut unverzichtbare Versicherung. Sie schützt dich vor den finanziellen Folgen von Schäden, die dein Hund verursacht.
- Die Haftpflicht als "Regenschirm": Sie übernimmt nicht nur die Regulierung berechtigter Ansprüche, sondern wehrt auch unberechtigte Forderungen ab und trägt im Streitfall die Prozesskosten.
- Kranken- vs. OP-Versicherung: Angesichts stark gestiegener Tierarztkosten kann eine Kranken- oder eine reine OP-Versicherung sinnvoll sein. Die Entscheidung hängt von deiner persönlichen Risikobereitschaft und finanziellen Disziplin ab.
- Alternative: Selbst sparen: Eine disziplinierte Alternative zur Krankenversicherung ist das monatliche Zurücklegen eines festen Betrags auf ein separates Konto für Tierarztkosten.
- Im Schadensfall sofort handeln: Erstelle unmittelbar nach einem Vorfall ein Gedächtnisprotokoll mit deiner Wahrnehmung des Hergangs und leite alle Forderungen direkt an deinen Versicherer weiter.
- Ehrlichkeit bei Vertragsabschluss: Gib bei Abschluss einer Krankenversicherung alle bekannten Vorerkrankungen deines Hundes an, da der Versicherer sonst im Leistungsfall die Zahlung verweigern oder den Vertrag kündigen kann.
- Nischenversicherungen prüfen: Je nach Lebensstil können auch Spezialversicherungen wie eine Seminar-Rücktritts- oder eine Tierbestattungsversicherung sinnvoll sein, um spezifische Risiken abzudecken.
Die unverzichtbare Basis: Die Tierhalter-Haftpflichtversicherung
Sami betont, dass die Tierhalter-Haftpflichtversicherung die wichtigste Versicherung für jeden Hundehalter ist, auch wenn sie nicht in allen Bundesländern gesetzlich vorgeschrieben ist. Er vergleicht ihre Funktion mit einem großen Regenschirm: Sie schützt den Halter, indem sie die gesamte Kommunikation und Abwicklung im Schadensfall übernimmt. Der Versicherer prüft die Forderungen des Geschädigten, reguliert berechtigte Ansprüche und wehrt unberechtigte ab - notfalls auch vor Gericht.
Anhand eines Beispiels erklärt Sami die Funktionsweise: Ein angeleinter Hund macht einen kleinen Satz zur Seite und erschreckt einen vorbeifahrenden Radfahrer, der daraufhin stürzt. In diesem Fall würde der Versicherer prüfen, ob auch der Radfahrer eine Mitschuld trägt (z. B. durch nicht angepasste Geschwindigkeit). Der Versicherer könnte dann eine Haftungsquote festlegen und beispielsweise nur 50 % des Schadens übernehmen. Sollte der Geschädigte mehr fordern, übernimmt der Versicherer die Kosten für die rechtliche Auseinandersetzung.
Ein wichtiger Hinweis von Sami ist, dass der Halter bei grober Fahrlässigkeit - zum Beispiel, wenn der Hund an einem Ort ohne Leine läuft, wo Leinenpflicht herrscht - vom Versicherer in Regress genommen werden kann. Das bedeutet, der Versicherer zahlt zwar den Schaden an den Dritten, fordert das Geld aber vom Hundehalter zurück.
Finanzielle Absicherung bei Krankheit: Kranken- und OP-Versicherungen
Die Kosten für tierärztliche Behandlungen sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Daher rückt die Frage nach einer Krankenversicherung für den Hund in den Fokus. Sami und Nicole diskutieren zwei Hauptmodelle:
- Krankenvollversicherung: Diese deckt ein breites Spektrum an Behandlungen ab, manchmal sogar Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen. Sie ist die teuerste, aber auch umfassendste Option.
- OP-Versicherung: Diese ist günstiger und deckt ausschließlich die Kosten für Operationen ab, die oft mehrere tausend Euro betragen können (z. B. bei einem Kreuzbandriss).
Nicole teilt ihre persönliche Erfahrung: Für ihren jungen Hund Jaxon hat sie eine OP-Versicherung abgeschlossen, da ihr älterer Hund Carlo eine teure Operation wegen Ellbogendysplasie (ED) benötigte. Für die alltäglichen Tierarztkosten legt sie hingegen, wie von Sami als Alternative beschrieben, monatlich Geld zurück. Ob eine Versicherung oder das eigenständige Sparen der bessere Weg ist, sei laut Sami eine „Typenfrage“. Wer diszipliniert sparen kann, hat am Ende möglicherweise Geld übrig, wenn der Hund lange gesund bleibt. Wer jedoch die Sicherheit bevorzugt, ist mit einer Versicherung besser beraten.
Ein entscheidender Punkt ist, dass bekannte Vorerkrankungen bei Vertragsabschluss angegeben werden müssen. Zudem kann ein Versicherer den Vertrag kündigen, wenn die Behandlungskosten dauerhaft zu hoch werden.
Spezialversicherungen für engagierte Hundehalter
Neben den gängigen Versicherungen gibt es auch Nischenprodukte, die für bestimmte Hundehalter relevant sein können:
- Seminar-Rücktrittsversicherung: Wer häufig teure Hundeseminare oder Workshops bucht, kann sich damit gegen einen Ausfall aufgrund von eigener Krankheit absichern. Sie funktioniert ähnlich wie eine Reiserücktrittsversicherung und deckt oft auch damit verbundene Kosten wie Anreise und Hotel ab.
- Tierbestattungsversicherung: Der Abschied vom eigenen Hund ist emotional und kann auch finanziell belastend sein. Eine Bestattungsversicherung deckt die Kosten für Einäscherung oder Beerdigung ab. Sami merkt an, dass es sinnvoll ist, sich frühzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen, um im Trauerfall nicht zusätzlich unter finanziellen Druck zu geraten.
Praktische Schritte zur richtigen Absicherung
- Schließe unbedingt eine Tierhalter-Haftpflichtversicherung ab. Dies ist der wichtigste Schritt, um dich vor existenziellen finanziellen Risiken zu schützen.
- Erstelle bei einem Schadensfall sofort ein detailliertes Gedächtnisprotokoll aus deiner Sicht. Dies hilft dir und dem Versicherer bei der späteren Aufarbeitung.
- Leite jegliche Korrespondenz und Forderungen Dritter direkt an deine Haftpflichtversicherung weiter und überlasse ihr die Kommunikation.
- Analysiere deine finanzielle Situation und Risikobereitschaft: Bist du der Typ, der monatlich konsequent Geld für Tierarztkosten zurücklegt, oder gibt dir eine Kranken- bzw. OP-Versicherung mehr Sicherheit?
- Hole bei der Suche nach einer Kranken- oder OP-Versicherung mehrere Angebote ein. Sprich mit Versicherungsmaklern, Hundeschulen oder auf die Hundeszene spezialisierten Anbietern.
- Sei bei Vertragsabschluss absolut ehrlich bezüglich bekannter Vorerkrankungen deines Hundes.
- Prüfe, ob Nischenversicherungen wie eine Seminar-Rücktritts- oder Tierbestattungsversicherung für deine persönliche Lebenssituation sinnvoll sind.