Von Angst bis Apportieren: Praxisnahe Ratschläge von Conny Sporrer und Ellen Marques

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts „Hundestunde“ begrüßt Moderatorin Conny Sporrer die bekannte Hundetrainerin Ellen Marques zu einer „Hundefragestunde“. Nach persönlichen Updates und erfreulichen Nachrichten von ihrer gemeinsamen Tierschutztour widmen sich die beiden Expertinnen vier zentralen Hörerfragen.

Die Hauptthemen sind die spezifische Angst eines Hundes im häuslichen Umfeld, die Unfähigkeit eines Hundes, auf Spaziergängen zur Ruhe zu kommen, die Überlegungen zur Anschaffung eines Zweithundes und die Herausforderung, einen Hund zum Apportieren zu motivieren. Diese Episode ist besonders relevant für Hundebesitzer:innen, die mit konkreten Verhaltensproblemen konfrontiert sind und nach fundierten, praxisnahen Lösungsansätzen suchen, um die Beziehung zu ihrem Hund zu verbessern und den Alltag entspannter zu gestalten.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Angst im Haus: Ängstlichkeit, die sich nur in Innenräumen zeigt, kann auf eine mangelnde Sozialisierung in der Welpenzeit oder ein spezifisches negatives Erlebnis zurückzuführen sein. Das Training sollte dort beginnen, wo der Hund sich sicher fühlt (z. B. draußen), und die angstauslösenden Gegenstände kleinschrittig und positiv verknüpfen.
  • Ruhe lernen: Ein Hund, der bei Pausen sofort winselt und bellt, hat oft gelernt, permanent Action zu erwarten. Die Lösung liegt darin, gezielt „Nichtstun“ zu üben – im Alltag und auf Spaziergängen. Die Besitzer:innen müssen dabei lernen, das Verhalten geduldig und konsequent „auszusitzen“.
  • Der Zweithund: Die Entscheidung für einen zweiten Hund liegt bei den Menschen, nicht beim Ersthund. Um die Kompatibilität zu prüfen, empfiehlt es sich, probeweise Hunde von Freunden zu betreuen oder eine Pflegestelle anzubieten. Eine Managementphase zu Beginn ist normal und erfordert Vorbereitung.
  • Spieltrieb wecken: Um einem Hund das Apportieren beizubringen, der wenig Interesse zeigt, ist ein kleinschrittiger Aufbau entscheidend. Der Prozess muss in kleinste Teilerfolge zerlegt werden – von der positiven Verknüpfung mit dem Gegenstand bis zur schrittweisen Annäherung an das Zurückbringen.
  • Haltung der Menschen: Conny Sporrer und Ellen Marques betonen übereinstimmend, dass die Geduld, die ruhige Körpersprache und die konsequente Haltung des Menschen entscheidende Faktoren für den Trainingserfolg sind, insbesondere bei sensiblen oder unsicheren Hunden.

Angst in den eigenen vier Wänden: Wenn der Hund sich nur draußen sicher fühlt

Richard beschreibt das Verhalten seiner eineinhalbjährigen Eurasier-Hündin Minu, die drinnen deutlich ängstlicher ist als draußen. Sie fürchtet sich in der Wohnung vor Tüten oder einer Agility-Hürde, während dieselben Gegenstände draußen kein Problem darstellen. Besonders auffällig ist ihre panische Reaktion auf das Netflix-Intro, die sowohl visuelle als auch akustische Ursachen zu haben scheint.

Ellen Marques vermutet, dass die Angst im Haus auf ein negatives Erlebnis zurückzuführen sein könnte, etwa wenn einmal etwas laut heruntergefallen ist. Die Angst vor dem Netflix-Intro sei wahrscheinlich primär durch das Geräusch ausgelöst, wobei das Visuelle als Ankündigung dient. Sie rät, das Training dort anzusetzen, wo die Hündin selbstsicher ist – also draußen. Dort könne man die angstauslösenden Gegenstände wie Tüten mit positiven Aktivitäten (z. B. Suchspielen oder Apportieren) verknüpfen.

Conny Sporrer ergänzt eine weitere mögliche Ursache: Die Hündin könnte als Welpe nicht ausreichend an das Leben in Innenräumen sozialisiert worden sein, beispielsweise wenn sie in einem Zwinger aufwuchs. Dieses Defizit führe dazu, dass neue oder veränderte Gegenstände im Haus als bedrohlich empfunden werden. Sie unterstreicht, dass Eurasier als sehr sensible Rasse bekannt sind. Beide Expertinnen sind sich einig, dass ein kleinschrittiges Gegenkonditionierungs- und Desensibilisierungstraining, kombiniert mit Übungen zur Stärkung des Selbstbewusstseins („Ego-Boosting“), der richtige Weg ist.

Die Kunst des Nichtstuns: Einem überdrehten Hund Ruhe beibringen

Annika schildert, dass ihr vierjähriger Hund Bailey auf Spaziergängen keine Pausen aushält. Sobald sie sich auf eine Bank setzt, beginnt er zu winseln und zu bellen und beruhigt sich auch nach 45 Minuten nicht. Die Expertinnen vermuten dahinter eine hohe Erwartungshaltung des Hundes, der gelernt hat, dass ständig etwas passiert.

Ellen Marques erklärt, dass solche Hunde oft nicht gelernt haben, einfach nur „nichts zu tun“. Sie empfiehlt, diese Fähigkeit im Alltag zu trainieren, indem man Erwartungen bewusst bricht: beispielsweise das Halsband anlegen und dann in Ruhe einen Kaffee trinken, oder das Futter vorbereiten und es einige Minuten stehen lassen. Sie berichtet von ihrer eigenen intensiven Erfahrung, bei der sie eineinhalb Stunden im kalten Auto saß, um ihrem damals unruhigen Boxer beizubringen, abzuwarten.

Conny Sporrer pflichtet bei und kritisiert, dass viele Menschen unangenehmen Trainingssituationen ausweichen. Es sei jedoch entscheidend für die eigene Lebensqualität, dass ein Hund lernen kann, ruhig zu sein. Anstatt den Hund 45 Minuten in die Frustration laufen zu lassen, schlägt sie vor, mit kurzen Intervallen zu beginnen (z. B. drei Minuten) und diese langsam zu steigern. Wichtig sei, dass der Hund lernt: Sein Verhalten (das Winseln) hat keinen Einfluss auf die Entscheidung des Menschen, wann es weitergeht.

Zweithund ja oder nein? Eine Entscheidungshilfe

Tamara ist unsicher, ob ihre siebenjährige Hündin Mali, die sich gut mit anderen Hunden versteht, einen zweiten Hund aus dem Tierschutz akzeptieren würde. Conny Sporrer stellt klar, dass die finale Entscheidung immer beim Menschen liegt. Um herauszufinden, ob die Konstellation funktionieren könnte, rät sie, die Situation realitätsnah zu testen: „Der einfachste Weg ist, urlaubsbetreuungsmäßig einfach mit Hunden von Bekannten zu testen.“ Dies gebe Aufschluss darüber, wie der eigene Hund im häuslichen Umfeld reagiert und ob man selbst bereit für die Herausforderungen ist.

Ellen Marques warnt davor, von gutem Sozialverhalten draußen automatisch auf ein harmonisches Zusammenleben zu schließen. Im eigenen Territorium können Themen wie Ressourcenverteidigung relevant werden. Dies sei jedoch in der Regel durch gutes Management und klares Training lösbar. Die Besitzer:innen müssen darauf vorbereitet sein, Ressourcen zuzuteilen und Konflikte fair zu moderieren.

Kein Interesse an Spielzeug? Apportieren kleinschrittig aufbauen

Carmen hat vor neun Monaten eine dreijährige Terrier-Mischlingsdame namens Elsa adoptiert, die kaum Interesse an Spielzeug oder am Apportieren zeigt. Sie beschreibt, dass Elsa einfach aufgibt, wenn sie den Futterbeutel nicht zurückbringt und somit kein Futter herauskommt.

Beide Trainerinnen erkennen hier ein klassisches Problem: Die Erwartungen sind zu hoch, und die Trainingsschritte sind zu groß. Conny Sporrer betont, dass die Hündin als Tierschutzhund möglicherweise erst „lernen lernen“ muss. Das Ziel dürfe nicht sofort der vollständige Apportiervorgang sein. Ellen Marques vermutet, dass Elsa weniger desinteressiert als vielmehr unsicher sein könnte. Sie schlägt einen sehr behutsamen Aufbau vor, beginnend in der Wohnung. Der Hund sollte zunächst nur aus dem Futterbeutel gefüttert werden, um eine positive Assoziation zu schaffen. Jeder kleine Schritt – eine Annäherung, das Berühren mit der Nase, das Aufnehmen – muss belohnt werden. Besonders wichtig sei die Körpersprache des Menschen: ruhig bleiben, sich nicht über den Hund beugen und ihn durch Rückwärtslaufen zum Zurückkommen animieren.

Praktische Schritte zum Apportier-Training

  1. Positive Verknüpfung schaffen: Füttere den Hund eine Zeit lang ausschließlich aus dem Futterbeutel, um ihn als wertvollen Gegenstand zu etablieren.
  2. Interesse wecken: Beginne mit kleinen Bewegungen. Ziehe den Beutel vom Hund weg, um seinen Jagdinstinkt zu wecken (Hetzspiel). Wirf ihn anfangs nur wenige Zentimeter weit.
  3. Körpersprache beachten: Bleibe ruhig und agiere nicht bedrohlich. Beuge dich nicht über den Hund. Lobe leise und sanft, um einen sensiblen Hund nicht zu verunsichern.
  4. Kleinste Erfolge belohnen: Verstärke bereits die erste Interaktion, wie das Anstupsen mit der Nase oder das Berühren mit einem Zahn. Der Hund muss verstehen, dass jede Annäherung an das Zielverhalten gut ist.
  5. Zum Zurückbringen einladen: Wenn der Hund den Gegenstand im Maul hat, lauf rückwärts und locke ihn freundlich zu dir. Renne niemals auf den Hund zu.
  6. Geduldig bleiben: Erwarte nicht sofort den perfekten Apport. Der Aufbau erfordert viele kleine, erfolgreiche Wiederholungen. Eine Schleppleine kann in der Anfangsphase helfen, die Kontrolle zu behalten.

In dieser Episode erwähnt

  • Tierschutzorganisation: Pfotenherz Tierschutz. Am Ende der Folge ruft eine Mitarbeiterin gezielt zur Unterstützung auf und bittet um Pflegestellen für Katzen sowie erfahrene Pflegestellen für Angsthunde.
  • Veranstaltung: Intensivseminar zu Körpersprache und Kommunikation mit Conny Sporrer und Ellen Marques vom 10. bis 12. Oktober in Ampflwang, Oberösterreich (Zuschauerplätze noch verfügbar).
  • Werbepartner: Dogs Love (Hundefutter) mit dem Rabattcode SITZ20 und Elanco (Parasitenschutz) mit dem Rabattcode HUNDESTUNDE10.

Eigene Erfahrung: Apportiertraining mit Frida

Wir wollten mit Frida auch das Apportieren des Futterbeutels trainieren und dachten insgeheim, das sei etwas, das jeder Hund von Natur aus kann. Frida hat sich allerdings überhaupt nicht für den Beutel interessiert, hinterherlaufen wollte sie nicht, darauf herumkauen schon. Wir haben dann dieses Video gefunden und erste Erfolge gesehen: 

Es klappte dann recht schnell, dass sie den nur in die Nähe geworfenen Futterbeutel zurückbrachte. Beim nächsten Versuch einen Tag später mussten wir aber wieder von vorne anfangen und es klappte auch noch lange nicht, dass man den Beutel in andere Richtungen oder gar draußen werfen konnte. 

Heute klappt es deutlich besser, auch wenn wir sie manchmal noch motivieren müssen, indem wir den Inhalt kurz zeigen oder den Beutel durch wildes Wedeln spannend machen. Bringt sie ihn, wird sie überschwänglich gelobt; trägt sie ihn dagegen zu einem „Beuteplatz“, tauschen wir ihn konsequent ein und beenden die Aktion. Besonders Spaß macht Frida inzwischen das Suchspiel im Wald: Wir verstecken den Beutel, manchmal sogar eingegraben, und sie darf ihn aufspüren. Beim Zurückbringen schüttelt sie ihn voller Freude – fast so, als hätte sie echte Beute erlegt.

Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.

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