Der Rückruf als Königsdisziplin der Hundeerziehung

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
Mehr über das Projekt Petcaster

In dieser Episode des Podcasts "Sitz! Platz! Bleibt!" tauchen die Hosts gemeinsam mit dem Experten Sami tief in eines der herausforderndsten Themen der Hundeerziehung ein: den Rückruf. Sami analysiert, warum das Zurückkommen auf Kommando für viele Hunde so schwierig ist und warum herkömmliche Trainingsmethoden oft scheitern.

Die Diskussion beleuchtet den Rückruf nicht als isoliertes Kommando, sondern als Ergebnis einer stabilen sozialen Bindung und klaren Kommunikation. Diese Episode ist für alle Hundebesitzer relevant, die einen unzuverlässigen Rückruf als frustrierend empfinden und nach einem tieferen Verständnis für das Verhalten ihres Hundes suchen. Die zentrale Frage lautet: Wie etabliert man einen Rückruf, der auf Vertrauen und der freiwilligen Entscheidung des Hundes basiert, Teil der Gemeinschaft zu sein, anstatt nur auf Belohnung oder Zwang?

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Der Rückruf ist ein menschliches Konzept: Sami erklärt, dass der Rückruf in der Natur von Hunden oder Wölfen kaum existiert. Das natürliche Verhalten ist, als soziale Gruppe zusammenzubleiben. Unsere Erwartung, dass ein Hund selbstständig exploriert und auf Kommando zurückkehrt, ist daher unnatürlich und anspruchsvoll.
  • Die soziale Gemeinschaft ist der Schlüssel: Ein zuverlässiger Rückruf basiert nicht primär auf Futter, sondern auf dem Wunsch des Hundes, Teil einer sicheren und kompetent geführten sozialen Gemeinschaft zu sein. Das Ziel ist, dass der Hund die Nähe zum Menschen als wertvoll empfindet.
  • Training beginnt im Kleinen: Übe den Rückruf konsequent in ablenkungsarmen Umgebungen wie der eigenen Wohnung oder dem Garten. Wenn der Hund hier schon zögert, wird er es draußen unter Ablenkung erst recht tun.
  • Distanz verringern, nicht vergrößern: Entgegen dem verbreiteten Tipp, wegzulaufen, rät Sami dazu, auf den Hund zuzugehen, wenn er nicht reagiert. Dieses „Raumverdichten“ entspricht dem natürlichen Verhalten eines Elterntieres, das ein Junges zur Gruppe zurückholt.
  • Die Ansprache muss verbindlich sein: Wenn du deinen Hund ansprichst, muss er lernen, dass eine Reaktion erwartet wird. Inkonsequenz untergräbt die Bedeutung des Kommandos und lehrt den Hund, dass er die Wahl hat, zu ignorieren.
  • Hilfsmittel richtig nutzen: Eine Schleppleine ist kein Versagensbeweis, sondern ein intelligentes Werkzeug. Sie gibt dir Sicherheit und ermöglicht es dir, den Rückruf durchzusetzen, ohne in einen Konflikt zu geraten.
  • Erwarte keinen Freudentanz: Wenn du deinen Hund aus einer für ihn spannenden Situation (z. B. Schnüffeln) herausrufst, ist es normal, dass er nicht euphorisch ankommt. Du hast ihn von einer „Party“ geholt - seine vielleicht gedämpfte Haltung ist eine natürliche Reaktion.

Der Rückruf: Ein unnatürliches Konzept?

Sami stellt zu Beginn die provokante These auf, dass der Rückruf, wie Menschen ihn verstehen, ein unnatürliches Konstrukt ist. Innerartlich, etwa bei Wölfen, sei ein solches Kommando nicht bekannt. Stattdessen sei das oberste Prinzip das Zusammenbleiben der sozialen Gruppe (Gemeinschaft). Junge Wölfe lernen über Monate hinweg, sich am erwachsenen Modell zu orientieren und in dessen Nähe zu bleiben. Ein eigenmächtiges Verlassen der Gruppe wird von den Elterntieren unterbunden, da es eine Gefahr für das Individuum und die gesamte Gemeinschaft darstellt.

Eine spannende Ausnahme könnte jedoch ein Zufallsbefund aus der Wolfsforschung in Kanada sein. Forscher stellten fest, dass eine Wölfin während des Säugens ein pfeifendes Geräusch von sich gab. Später nutzte sie denselben Laut, um ihre Welpen aus der Ferne sofort zu sich zu rufen. Sami leitet daraus die Hypothese ab, dass ein Pfeifton tief und ursprünglich mit Sicherheit, Wärme und Gemeinschaft verknüpft sein kann. Dies erklärt, warum der Rückpfiff oft besser funktioniert als ein verbales Kommando.

Die zentrale Rolle der sozialen Gemeinschaft

Der Kern von Samis Ansatz ist die Idee, dass ein verlässlicher Rückruf weniger eine Frage des Trainings als vielmehr der Beziehungsqualität ist. Der Hund muss den Menschen als kompetente und vertrauenswürdige Führung ansehen, der er sich gerne anschließt. Das Ziel ist nicht, dass der Hund aus Gehorsam kommt, sondern weil er die Gemeinschaft mit dem Menschen als wertvoll und sicher erachtet.

Wenn ein Hund trotz Freigabe in der Nähe seines Menschen bleibt, ist das laut Sami eines der größten Komplimente. Der Rückruf wird dann zu einer Maßnahme, die der Mensch ergreift, wenn es die Situation erfordert (z. B. bei einer Gefahr wie einer Straße oder einer Begegnung) oder wenn er das Bedürfnis nach mehr Nähe hat. Der Mensch agiert hier als verantwortlicher Teil der Gemeinschaft, der die Regeln der menschlichen Gesellschaft kennt und dem Hund hilft, sich darin sicher zu bewegen.

Häufige Fehler im Rückruftraining

Ein weit verbreiteter, aber laut Sami oft ineffektiver Ratschlag ist, in die entgegengesetzte Richtung zu laufen, wenn der Hund nicht kommt. Dieses Verhalten sei unlogisch und unnatürlich. Ein Elterntier würde niemals vor seinem Kind weglaufen, das in Richtung einer Gefahr rennt. Stattdessen würde es die Distanz verringern, das Kind packen und es aus der Gefahrenzone bringen. Analog dazu sollte der Mensch auf den Hund zugehen ("Raum verdichten"), um ihn zurück in die Gemeinschaft zu holen.

Den Ratschlag in die entgegengesetzte Richtung zu laufen, fand ich tatsächlich hilfreich. Die Begründung, die ich dazu gehört hatte, ist, dass der Hund das auf ihn zulaufen als Spiel sehen könnte und weiter weg läuft. Die Idee hinter dem Weglaufen in die andere Richtung ist, dazu noch ein lustiges Geräusch zu machen, damit der Hund dann mir nachläuft, weil es so spannend aussieht. Dass der Hund weiter weg läuft, würde ich oft nicht riskieren wollen und mich wenn dann auch eher langsam nähern.  

Ein weiterer Fehler ist die mangelnde Konsequenz im Alltag. Viele Besitzer sind nachlässig, wenn keine unmittelbare Gefahr besteht. Wenn ein Hund lernt, dass er zu Hause oder im Garten die Ansprache ignorieren darf, wird er dies unter starker Ablenkung erst recht tun. Sami betont, dass die Ansprache des Hundes immer verbindlich sein muss - sie ist keine unverbindliche Anfrage.

Der Weg zum zuverlässigen Rückruf

Der Aufbau eines sicheren Rückrufs beginnt nicht im Wald, sondern in den eigenen vier Wänden. Hier können die Grundlagen in einer reizarmen Umgebung gefestigt werden. Sami empfiehlt, den Rückruf gezielt aus verschiedenen Situationen zu üben, beispielsweise wenn der Hund entspannt auf seiner Decke liegt oder gerade frisst. Dies testet und festigt die Verbindlichkeit der Kommunikation.

Die Nutzung einer Schleppleine wird als sinnvolles Hilfsmittel empfohlen. Sie dient nicht zur Bestrafung, sondern gibt dem Halter die Möglichkeit, den Hund sanft zu sich zu führen, falls er auf die verbale Ansprache nicht reagiert. So wird der Erfolg sichergestellt und der Hund lernt, dass das Kommando nicht verhandelbar ist. Wichtig ist auch, das Ankommen und Bleiben beim Menschen positiv zu gestalten, etwa durch ruhige Berührungen. Das Futter kann diesen Moment verstärken, sollte aber nicht der alleinige Anreiz sein, da sonst eine rein transaktionale Beziehung gefördert wird.

Praktische Schritte zum besseren Rückruf

  1. Lege das Fundament zu Hause: Übe den Rückruf konsequent und wiederholt in der Wohnung und im Garten. Beginne ohne Ablenkung und steigere die Schwierigkeit langsam, indem du zum Beispiel ein Leckerli auf den Weg legst, an dem der Hund vorbei zu dir kommen muss.
  2. Schaffe Verbindlichkeit: Deine Ansprache muss immer eine Reaktion erfordern. Wenn der Hund nicht reagiert, wiederhole nicht endlos das Kommando, sondern handle. Gib ihm zu verstehen, dass seine Kooperation erwartet wird.
  3. Verringere die Distanz, anstatt wegzulaufen: Wenn dein Hund zögert, gehe ruhig und bestimmt auf ihn zu. Nutze deine Körpersprache, um ihn sanft in deine Richtung zu lenken und zurück in die Gemeinschaft zu führen.
  4. Setze Hilfsmittel klug ein: Verwende eine Schleppleine, besonders in neuen oder ablenkungsreichen Umgebungen. Sie gibt dir die Kontrolle, um den Rückruf erfolgreich durchzusetzen, und vermittelt sowohl dir als auch deinem Hund Sicherheit.
  5. Verstärke das „Bei-dir-Sein“: Der Rückruf endet nicht, wenn der Hund bei dir ankommt. Nimm dir einen Moment Zeit für ruhige Interaktion wie Streicheln, bevor du ihn wieder freigibst. Der Hund soll lernen, dass die Nähe zu dir angenehm und sicher ist.
  6. Verstehe den Kontext: Lerne, die Situationen zu erkennen, in denen dein Hund besonders ablenkbar ist (z. B. auf einem offenen Feld). Handle vorausschauend und leine ihn an, bevor der Rückruf scheitern kann.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
Alle Inhalte auf Petcaster beruhen auf öffentlich zugänglichen Podcasts aus der Hunde- und Haustierwelt. Wir fassen die Episoden nach bestem Wissen zusammen, übernehmen jedoch keine Gewähr für Vollständigkeit, Aktualität oder Richtigkeit der Inhalte. Die Rechte an den Original-Podcasts und -Inhalten liegen ausschließlich bei den jeweiligen Urheber:innen.